Das wenig fromme Dutzend
Lieskau/MZ. - Start in Unterwäsche
Die Lieskauer "Mönche" hatten in den 70er Jahren ihren ersten Auftritt in Schochwitz. Damals noch in Zivil. "In Unterwäsche", sagt Klaus, "Kostüme gab es nicht." Dass die Unterhose letztlich gegen die Kutte eingetauscht wurde, hat praktische Gründe. "Da passt auch immer schon das nächste Kostüm drunter", erklärt Uwe Förster, der die Truppe managt. Das ist wichtig, denn mitunter bestreiten fünf oder sechs Mann zwei Stunden Programm. Da bleibt nicht viel Zeit zum Umziehen hinter der Bühne.
Die jetzige Kluft ist die dritte Generation. Die ersten Kutten ließen die Lieskauer in Dölau nähen. Vom Dachdecker Portius stammten die Stricke für den Bauch, die Kopfbedeckung kam von der LPG - es waren Melkkappen.
Heute sind die zwölf Mönche immer noch Teil der 120 Mitglieder zählenden Lieskauer Karnevalsgesellschaft. Allerdings tingelt das fromme Dutzend inzwischen ganzjährig übers Land. Sommerfeste, Betriebsfeten und andere Gelegenheiten bringen ein paar Euro in die Kasse. Als Gegenleistung gibt es bis zu zweieinhalb Stunden Programm mit Tanz, Gesang, Kabarett - "alles vom Feinsten", sagt Klaus, der Autodidakt, der mit Edelgard Förster die "Mönche" fit für die Bühne macht. "Ihr seid doch Profis - das behaupten Zuschauer immer wieder", sagt Klaus. Sind sie natürlich nicht. Es sind zwischen 17 und 48 Jahre alte Lehrlinge, Diplomingenieure oder Selbstständige. Aber die Verbannung ins Profi-Lager wird schon mit Stolz registriert.
Anleihe bei den Stars
Wenn aus den zwölf Mönchen zehn Tenöre werden, wird die Kutte gegen den feinen Zwirn eingetauscht. Bei "Dirty Dancing" denkt jeder gleich an den gleichnamigen Schmacht-Film. Und "Ganz oder gar nicht" sagt vielen Leute auch etwas. Na klar - in der britischen Komödie wollen einige Versager-Typen sich mit Strippen ein paar Pfund verdienen. Und auch ein bisschen Anerkennung. Die ist den Mönchen beim Programmpunkt Hitparade gewiss. "Das ist unser Knüller, da warten die Leute drauf", sagt Klaus. Der führt dabei durchs Programm. Lilli Marlen (ein Hit von 1948) ruft er ebenso auf wie aktuelle Ohrwürmer.
Dran bleiben, aktuell sein, immer noch ein wenig besser werden. Mit Fußballern in Damenunterwäsche können die Narren heute Zuschauern Freude bereiten. Um Begeisterung auszulösen, glaubt man den Lieskauer Obermönchen, müssen es schon sich perfekt bewegende Hintern sein.