Hallenserin hört mit 23 Jahren auf Von der Schanze in ein neues Leben: Darum beendet Skisprunghoffnung Josephin Laue ihre Karriere
Josephin Laue war die erfolgreichste Skispringerin Sachsen-Anhalts. Warum die Hallenserin ihre Karriere beendet, welche Momente bleiben, was sie jetzt vorhat.

Halle/MZ - Ihre letzten Flüge endeten bei 80,5, 84,5, 93 und 89,5 Metern. Beim Deutschlandpokal in Oberstdorf hat sich Josephin Laue am Wochenende mit diesen Weiten von ihrem Leben als Skispringerin verabschiedet. „Mit dem letzten Sprung habe ich meine Karriere beendet“, betont die 23-jährige Hallenserin. „Es war ein schöner Abschied. Meine Eltern waren da, die Sprünge waren gut. Es war ein versöhnliches Ende.“
Sportler und Sportlerinnen, heißt es, sterben zweimal. Das erste mal am Ende ihrer Karriere, die vielmehr als ein gängiger Beruf das ganze Leben bestimmt. „Es wird Zeit brauchen, bis das richtig bei mir ankommt“, sagt auch Laue. Es sei vergleichbar mit dem Gewinn einer WM-Medaille. „Das realisierst du auch erst später.“
Nach dem Karriereende von Olympiasieger Andreas Wank war es Josephin Laue, die Sachsen-Anhalt auf der Skisprunglandkarte hielt. Von ihrem Heimatverein SFV Rothenburg aus, dem sie bis zum letzten Sprung treu geblieben ist, gelangen ihr beachtliche Erfolge. Zwei Medaillen bei Junioren-Weltmeisterschaften konnte sie im Team erringen, sprang gemeinsam mit Selina Freitag, der derzeit stärksten deutschen Fliegerin. „Das Coolste, das ich aber erlebt habe, war das Raw Air in Oslo“, erzählt Laue. 2022 war sie Teil der Sprungserie in Skandinavien, die zum Weltcup zählt. „Die Atmosphäre ist einfach verrückt.“
Insgesamt dreimal schaffte sie es im Weltcup in die Punkte, in Oslo, in Hinzenbach und im rumänischen Rasnov. Im zweitklassigen Continental Cup stand sie zweimal auf dem Podest. Und das alles nach einem schweren Sturz, der den Fortgang ihrer Karriere bereits 2020 in Frage gestellt hatte. Nach einem zweifachen Bruch des Schambeins kämpfte sich Laue aber zurück. „Das hat mich geprägt, dass ich danach wieder in der Lage war, Leistung zu bringen.“
In den vergangenen Jahren stagnierte die Leistung jedoch, andere Springerinnen zogen vorbei. Nach einer schwierigen Saison 2023/24 strich sie der Deutsche Skiverband aus dem Kader. Laue verlor ihren Platz in der Sportförderung der Bundeswehr, zudem die Unterstützung des Verbandes.
Sie versuchte sich als Einzelkämpferin, finanzierte sich den Sport selbst. Die Rückkehr in den Weltcup gelang aber nicht. „Das Finanzielle war letztlich der ausschlaggebende Punkt“, sagt sie. Nach vielen Gesprächen in den vergangenen Wochen entschloss sich Laue für das Karriereende.
„Die schwerste Zeit“, so vermutet sie, „könnte in ein paar Wochen kommen.“ Dann, wenn die früheren Kolleginnen in die Vorbereitung einsteigen. Und Laue nicht.
Ganz bewusst sucht sie daher erst einmal den Abstand vom Sport, den sie geliebt hat. „Es gab Gespräche ins Trainergeschäft einzusteigen, auch Angebote“. Vorstellen kann sich die Frau aus Halle das, aber nicht im Moment. „Ich habe mich dagegen entschieden, will weg vom Sport. Das Skispringen hat mein Leben bestimmt. Ich will erst einmal herausfinden, was mich ausmacht, was ich machen will.“ Die Tendenz geht zu einer Ausbildung. Ein Sponsor bietet ihr einen Platz an.