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Halle setzt Zeichen in Energiekrise: Dank Weltneuheit - Kläaranlage in Lettin soll bis 2026 energieautark arbeiten

Das Zentralklärwerk im Norden der Stadt ist der größte Enerieverbraucher der Stadtwirtschaft. Doch das soll sich ändern. Halle ist in Sachen Klimaschutz der Vorreiter in Sachsen-Anhalt.

Von Dirk Skrzypczak Aktualisiert: 15.07.2022, 11:56
Die beiden Faultürme gehören zum Herzstück der Kläranlage in Lettin.
Die beiden Faultürme gehören zum Herzstück der Kläranlage in Lettin. Foto: Jan Woitas/dpa

Halle (Saale)/MZ - Angesichts explodierender Strom- und Gaspreise setzt die Stadtwirtschaft Halle ein Zeichen. Bis 2026 soll die Kläranlage in Lettin energieautark arbeiten und sich komplett selbst mit Strom versorgen. Pro Jahr werden im Norden der Stadt 18 Millionen Kubikmeter Abwasser gereinigt - dafür sind 10,5 Gigawattstunden Strom notwendig. 48 Prozent davon produziert die HWS auf der Kläranlage selbst. So werden Klärgase in einem Blockheizkraftwerk zu Strom umgewandelt. Durch Prozess- und Technikoptimierungen sollen der Strombedarf einerseits reduziert und die Stromproduktion andererseits erhöht werden.

Clou ist eine Weltneuheit: eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung , die über den Belebungsbecken installiert wird und sich je nach Bedarf - etwa bei Sturm oder starken Schneefällen - automatisch wie eine Ziehharmonika zusammenschieben kann. Halles Bürgermeister Egbert Geier (SPD) verwies bei einem Vor-Ort-Termin am Donnerstag auf die ambitionierten Ziele der Stadt. Anders als der Bund, der Deutschland bis 2045 klimaneutral gestalten will, wolle Halle dieses Ziel früher erreichen. „Damit sind wir nicht nur Sachsen-Anhalts Kulturhauptstadt, sondern auch die Klimahauptstadt.“ Einzigartig sei in Halle die Energieinitiative, in der 27 Unternehmen zusammenarbeiten.

Sachsen-Anhalts Minister für Wissenschaft und Klimaschutz, Armin Willingmann (SPD), bezeichnete die Anstrengungen der HWS als beispielhaft. HWS-Geschäftsführer Jörg Schulze betonte, dass man auf Themen setze, die erprobt und auch bezahlbar seien. Das betonte auch Stadtwerke-Chef Matthias Lux. Man lebe nicht im Wolkenkuckusheim. „Das Thema Energiewende wird kontrovers diskutiert. Andere Länder bauen neue Kohle- und Atomkraftwerke. Macht es da Sinn, wenn wir mit unserem Einfluss von etwa zwei Prozent auf das weltweite Klima andere Wege gehen?“ Laut Lux orientiere man sich am gesetzlichen Rahmen.