Corona-Experiment für die Forschung: Corona-Experiment für die Forschung: Weniger Gäste bei Tim-Bendzko-Konzert in Leipzig

Halle (Saale) - Das von der Universitätsmedizin Halle geplante Experiment zu Veranstaltungen in geschlossenen Räumen in der Corona-Krise fällt kleiner aus als vorgesehen.

Bis zum Ende der um drei Tage verlängerten Anmeldefrist haben sich 2.210 Freiwillige zwischen 18 und 50 Jahre angemeldet, eigentlich sollten über 4.000 Teilnehmer mitmachen.

Studienleiter Stefan Moritz von der Uniklinik sagte auf MZ-Anfrage, das Experiment sei dennoch möglich. „Wir müssen kleine Abstriche machen.“ Aber das sei verschmerzbar.

Der Großversuch findet am Sonnabend mit Popsänger Tim Bendzko statt, der in der Leipzig-Arena den ganzen Tag über mehrere kleine Konzerte unter unterschiedlichen Corona-Bedingungen geben wird.

Alle Besucher erhalten Sender, mit denen ein genaues Bewegungsmuster erstellt wird. Außerdem soll fluoreszierendes Desinfektionsmittel ausgegeben werden. Mit Hilfe von UV-Lampen können später Flächen identifiziert werden, die sehr oft angefasst wurden.

Die Forscher wollen herausbekommen, ob und wie wieder Konzerte oder Sportveranstaltungen in geschlossenen Räumen stattfinden können. Derzeit sind solche Events wegen des Infektionsrisikos untersagt. Nach Moritz’ Angaben wird nun die Versuchsfläche in der Arena verkleinert, Tests im Foyer fielen weg.

Der Studienleiter sieht mehrere Gründe für die geringere Teilnehmerzahl: In der Ferienzeit seien Interessenten verreist oder hätten zu spät von dem Experiment erfahren; die lange Veranstaltungsdauer von 8 bis 18 Uhr habe manche abgeschreckt. Außerdem seien potenzielle Teilnehmer durch die bundesweit steigenden Infektionszahlen vorsichtig geworden.

Der Infektiologe verweist erneut auf ein umfassendes Hygiene- und Sicherheitskonzept, das die Teilnehmer vor dem Virus schützen soll. So müssen alle Besucher am Donnerstag einen Corona-Test machen. Nur wenn dieser negativ ausfällt, dürfen sie an dem Versuch teilnehmen. Die Konzertbesucher erhalten außerdem FFP2-Masken, die sie am Sonnabend tragen müssen.

Unterdessen hat der Leipziger Epidemiologe Markus Scholz angesichts steigender Infektionen in der Corona-Pandemie von einer Rückkehr zu Großveranstaltungen abgeraten. Es gebe keinen Spielraum für Lockerungen. Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hält eine Rückkehr für möglich - etwa mit umfangreichen Tests im Vorfeld.

Moritz betonte, die Entscheidung liege bei der Politik. „Wir müssen aber einen Weg finden, wie wir wahrscheinlich für längere Zeit mit dem Virus leben können.“ Deshalb sei es wichtig abzuklären, welches Risiko von Verstaltungen in Hallen ausgehe und ob man das verkleinern könne. (mz)