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Cooles Ding oder Baugerüst?

Von Martina Springer 16.01.2005, 16:01

Halle/MZ. - Dort bekommt am Samstag nun jeder Besucher ein Stück kostenlos. Vormittags. Am Nachmittag weisen nur noch Krümel auf das im Ursprung 70 Kilogramm schwere und 120 Zentimeter Durchmesser aufweisende Schichtgebäck hin. Macht aber nichts, gekommen sind Hallenser und Gäste der Stadt schließlich - vor allem - wegen des Babel-Turms. Ingrid Dainas, deren Jacke den Schriftzug "City-Service" trägt, freut sich über das große Interesse. "Wir wollen ja auf die Stadt, ihre Kunst und Kultur, aufmerksam machen."

Das gelingt am Samstag auf jeden Fall. Auch wenn die Meinungen darüber, was Kunst ist, weit auseinander gehen. "Was ist das?" hat Mirko Hartmann mit schwarzem Filzstift auf die dicke Papierrolle geschrieben, die noch viele Meinungen aufnehmen kann. "Halle braucht eine Kunsthalle. Warum nicht dieses Haus?" ist die rhetorische Frage von B. und G. Berger. Ein anderer Besucher, dessen Unterschrift allerdings unlesbar ist, bricht kategorisch den Stab über den Babel-Turm: "Auf ein weiteres Baugerüst in Halle hätte man getrost verzichten können."

Die 68-jährige Elisabeth Hartmann, Hallenserin von Geburt, ist jedoch schlichtweg begeistert von der Installation und hat gleich einen Vorschlag: "Vielleicht wird noch eine Möglichkeit gefunden, auf den biblischen Hintergrund hinzuweisen. Den kennt hier bestimmt nicht jeder." Janine Klaus und Jens Ziegler können zwar nicht den gesamten Schriftzug lesen, der den Turm umgibt, sind aber einhellig der Auffassung: "Sieht cool aus, das Ding."

"Nun komm schon, Erwin, ich will ganz hoch", schallt plötzlich eine Frauenstimme durchs Erdgeschoss des Kulturkaufhauses. Erwin kraxelt denn auch brav mit seiner Angetrauten nach oben, kehrt aber ein wenig enttäuscht zurück. "Viel ist da nicht zu sehen", sagt er. Und: "Von unten wirkt es besser."