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Clearingstelle Nietleben Clearingstelle Nietleben: Trotz mancher Nachbar-Beschwerde wieder Frieden

Von Katja Pausch 03.05.2017, 12:51
Unbegleitete junge Flüchtlinge werden in der ehemaligen Rettungsdienstschule Nietleben betreut.
Unbegleitete junge Flüchtlinge werden in der ehemaligen Rettungsdienstschule Nietleben betreut. Holger John/Archiv

Halle (Saale) - Der Duft von Gegrilltem zieht über den Hof der ehemaligen Schule in Nietleben, bunte Luftballons und Wimpel wehen im Wind. Aus den Boxen der Musikanlage kommen orientalische Klänge - leise, versteht sich. Ein paar Jungs scharen sich um den Grill, andere stehen schwatzend und warten mit großem Appetit auf den Startschuss: Hunger! Wann geht’s endlich los?

So sieht es aus an diesem Dienstagnachmittag vor der Unterkunft für junge Flüchtlinge in der Nietlebener Schulstraße: Es wird gefeiert - mit gutem Grund: Die Clearingstelle des Deutschen Roten Kreuzes gibt es jetzt seit genau einem Jahr.

Ein Jahr, das für das „Haus am Heidesee“ mit großer Aufregung begann. Damals liefen etliche Anwohner in einer eigens anberaumten Bürgerversammlung Sturm gegen die Unterbringung „ausgerechnet in ihrem Stadtviertel“. Befürchtungen um Krach in der Idylle des Wohnviertels oder gar Übergriffe machten die Runde. Doch nichts davon ist eingetreten, sieht man ab von gelegentlichem Lärm, der bei Jugendlichen - ganz gleich welcher Herkunft - nie ganz auszuschließen ist.

Nietleben: Zwölf- bis 18-Jährige sollen nach Flucht zur Ruhe kommen

Ein Jahr nach der Eröffnung und Umnutzung des von schmucken Einfamilienhäusern umgebenen Gebäudes ist wieder Frieden in Nietleben. Für die rund um die Uhr sorgenden Betreuer - zwei Sozialarbeiter, ein Psychologe, sieben Erzieher, zwei Hauswirtschaftlerinnen und vier Bundesfreiwillige - und erst recht für die 16 Bewohner ist das fast lebenswichtig. Schließlich sollen die Zwölf- bis 18-Jährigen nach ihrer oft dramatischen Flucht zur Ruhe kommen, in die Gesellschaft integriert und darauf vorbereitet werden, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Dazu dient nun nicht mehr nur die Clearingstelle - seit vier Monaten bietet das „Haus am Heidesee“ auch betreutes Wohnen an. „Das bedeutet, dass die Jugendlichen auch nach der Klärung von Herkunft, Identität und Verbleib der Eltern sowie der gesundheitlichen und psychischen Situation bei uns wohnen können“, erklärt Einrichtungsleiter Andreas Below.

Auch wenn es immer noch Nachbarn gebe, die bei „Lärm“ genau eine Minute nach 22 Uhr die Polizei oder bei Falschparkern das Ordnungsamt riefen, gebe es viele positive Reaktionen. „Eine Nachbarin hat im Winter für unsere Jugendlichen Schals gestrickt“, nennt Below ein Beispiel. Der Heimatverein Nietleben und Heidebad-Chef Mathias Nobel gehören ebenfalls dazu. (mz)