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Claudia Malzahn Claudia Malzahn: Ganz weit weg vom Judo

Von Petra Szag 08.06.2013, 18:44
Claudia Malzahn korrigiert die Beinhaltung bei dem Patienten Manfred Eckstein während einer Kraftübung.
Claudia Malzahn korrigiert die Beinhaltung bei dem Patienten Manfred Eckstein während einer Kraftübung. Eckehard Schulz Lizenz

Halle/MZ - Sanft klingt ihre Stimme. Ganz so, als sei sie die Personifizierung jener Sportart, die sie in Halle überhaupt erst salonfähig gemacht hat. Denn Judo heißt übersetzt nichts anderes als der sanfte Weg. „Kommen Sie“, sagt Claudia Malzahn in ruhiger Tonlage und spornt den Patienten an, der vor ihr auf einer Matte liegt. „Noch einen Versuch. Das sah doch schon ganz gut aus.“

Die Matte, auf der sich Claudia Malzahns Gegenüber abmüht, ist keine aus ihrer Trainingsstätte. Die 29-Jährige arbeitet in der Medizinischen Trainingstherapie der Klinik Bergmannstrost. Zwar ist ihr Outfit ebenso in blau und weiß gehalten, ganz so wie ihre Judoanzüge, doch ist die Dienstkleidung neu und zum Dranrumziehen auch völlig ungeeignet.

Seit Mitte März hat Claudia Malzahn einen Job, der mit Hochleistungssport nichts zu tun hat. Die mehrfache Medaillengewinnerin bei Welt- und Europameisterschaften verdient als Sporttherapeutin ihren Lebensunterhalt. Und hat sehr viel Freude daran. Ein Glücksgriff sei das, sagt sie, „ich fühle mich sehr gut aufgehoben hier.“

Im Dezember hatte ihr eine Knie-Operation die Entscheidung abgenommen, den Judo-Anzug für immer auszuziehen. Es war ihre dritte OP. Doch dass die Trennung vom Judo so absolut erfolgt, überrascht. Schließlich hat Claudia Malzahn ein abgeschlossenes Sportstudium, das sie berechtigt, als Trainerin zu arbeiten. Und in den letzten Jahren erwarb sie auch noch ein zweites Diplom als Sportmanagerin. Damit hätte sie in Vereinen oder Verbänden einsteigen können.

Doch ihre Entscheidung fiel anders aus. Und ihre Erklärung ist nachvollziehbar. „20 Jahre“, erzählt sie, „habe ich Judo gemacht, und zwar mit Leib und Seele.“ Alles war auf Sport gerichtet. Auch wenn man mal nicht trainierte oder einen Wettkampf hatte - Essen, Urlaub, Freizeitgestaltung. „Es ist schön, das Wochenende mal nicht planen zu müssen“, gibt sie zu. Sie kann abends mit Freunden um die Häuser ziehen. Der ganz normale Alltag hat für sie auch so seinen Reiz.

Lange Zeit auch hatte Claudia Malzahn parallel zu ihrer Sportlerkarriere als Trainerin gearbeitet, mit Halles Judoka an der Sportschule geübt. Bei ihrer intensiven Olympiavorbereitung musste sie sich gegenüber den Jungen und Mädchen allerdings zurücknehmen. Ihre ehemaligen Schützlinge werden nunmehr von Landestrainer Mike Kopp betreut. „Den Gedanken, als Trainer zu arbeiten, hatte ich auch“, sagt sie. Doch die Neugier auf das andere Arbeitsgebiet war einfach zu groß.

Zumal es so ganz neu für sie ja auch nicht ist. Und das soll keine Anspielung auf ihre vielen Verletzungen sein und die unzähligen Stunden, die sie in der Reha verbracht hat. Während ihres Sportstudiums waren Prävention, Rehabilitation und Therapie ein Ausbildungsschwerpunkt. Das Bergmannstrost hat sie deshalb schon als Studentin kennengelernt.

Jetzt ist ihr Aufgabengebiet aber viel größer. Sport und Bewegung, spezielles Herz-Kreislauf-Training, Übungen an Kraftgeräten oder im Wasser, dazu Rollstuhlsport - „das alles ist so vielfältig. Und vor allem kommt so viel zurück“, sagt Claudia Malzahn.

Für sie sind das Erfolgserlebnisse, die es ihr leichter machen, als nicht mehr aktive Judoka zu leben. Besuche bei ihren alten Mitstreitern vom SV Halle im Kreuzvorwerk gibt es natürlich immer noch, auch das Fachsimpeln mit Schwester Luise. Denn die ist weiterhin als Aktive bei Judo-Großereignissen präsent.