Christopher Schorch Christopher Schorch: Neuer Anlauf in der Lausitz

Cottbus/SID/MZ. - Sein Lebensmotto trägt Christopher Schorch als Tätowierung auf dem Oberarm. "Träume nicht dein Leben. Lebe deinen Traum!" Der 22-Jährige eifert dieser Maxime nach und hat in jungen Jahren schon viel von der großen Fußballwelt gesehen - auch wenn es die harte Realität nicht immer gut mit ihm meinte.
Dass das Vereinsgelände seines neuen Arbeitgebers Energie Cottbus nicht den "königlichen" Charme der weltbekannten Trainingsanlage "Ciudad Real Madrid" versprüht, stört Schorch nicht. In der Lausitz werden viel kleinere Brötchen gebacken als beim spanischen Weltklub Real Madrid, für dessen zweite Mannschaft er von 2007 bis 2009 spielte: "Cottbus ist Cottbus, Madrid ist Madrid", sagt Schorch, der am Samstag (13.00 Uhr/Sky und Liga total!) gegen Eintracht Frankfurt seine Premiere für Energie in der 2. Liga geben will.
Dass er sich nach wenigen Tagen schon in der neuen Heimat wohl fühlt, hat einen einfachen Grund: "Ich kenne die Region. Jetzt brauche ich nur noch ein Haus, dann können meine Freundin und meine beiden Hunde auch nach Cottbus kommen." Letztgenannte Vierbeiner haben für Schorch eine besondere Bedeutung: "Manche haben Kinder, ich habe Doug und Chouchou."
Der 1,89 m große Innenverteidiger sieht seine Wechsel nach Köln (2009) und nun nach Brandenburg nicht als Rückschritte: "Madrid wollte mich nicht gehen lassen, aber ich wollte mich in der Bundesliga zeigen." Dies gelang Schorch jedoch nur eine Spielzeit. Nach seinem Kreuzbandriss in der zweiten Bundesligasaison schaffte er nicht mehr den Anschluss.
Nach dem richtigen Klub im Unterhaus musste er nicht lange suchen. "Wenn in die 2. Liga, dann nach Cottbus", erklärte Schorch. Perfekt gemacht wurde das Leihgeschäft mit den Kölnern, bei denen er noch einen Vertrag bis 2013 besitzt, nach "sehr guten Gesprächen" mit Trainer Claus-Dieter Wollitz, wie Schorch berichtet: "Dabei spielte ebenfalls eine wichtige Rolle, dass ich nun endlich näher bei meiner in Halle wohnenden Familie lebe."
Es passt zu Schorchs ungewöhnlicher Karriere, dass ausgerechnet seine Grundschullehrerin für den ersten Schritt seiner Laufbahn verantwortlich war. Da er nicht ruhig auf dem Stuhl sitzen konnte, bat diese Schorchs Eltern, ihn doch bei einem Fußballverein anzumelden. Gesagt, getan, Schorch der in einer Plattenbau-Siedlung in Halle aufwuchs, spielte fortan beim Nietlebener SV Askania 09 - und folgte auch endlich dem Unterricht.
Nach dem Wechsel auf die Sportschule des Halleschen FC drohte ihm bereits das Karriereende. Aufgrund eines komplizierten Beinbruchs prognostizierten die Ärzte, dass er nie mehr Fußball spielen könne. Lediglich bei Hertha BSC glaubte man an seine Genesung. Von Herthas Amateuren wechselte er mit 18 Jahren in den Profikader und avancierte zum Bundesligaspieler.
Was folgte, war die Erfüllung eines Jugendtraums: "Wenn Real Madrid anfragt, muss man einfach ja sagen." Schorch kickte zwei Jahre für Madrids Reserveteam "Castilla", der erhoffte Durchbruch gelang jedoch nicht. Dennoch: "Rückblickend hat mir diese Zeit extrem viel gebracht." Er sei menschlich reifer geworden und habe wichtige Erfahrungen gesammelt, sagt Schorch.
Mit seinem neuen Verein hat er sich viel vorgenommen. Er sieht den ehemaligen Bundesligisten nicht als Sprungbrett, sondern will selbst "ein Teil des Teams" werden und "110 bis 120 Prozent" geben. Sein großes Ziel ist es, schnellstmöglich mit Cottbus ins Oberhaus aufzusteigen und sich dort ins Rampenlicht zu spielen - so, wie es bereits beim großen Real Madrid sein Traum gewesen war.