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Chöre Chöre: Proben auch ohne Noten

Von Antonie Städter 16.04.2002, 17:00

Halle/MZ. - Es ist kein Wunder, dass sich der hallesche Chor für Blinde und Sehbehinderte "Kookaburra" nennt. Ist der wohl etwas ungewöhnliche Chorname doch in Wirklichkeit die Bezeichnung eines australischen Vogels, der für sein lautes, schallendes Gelächter bekannt ist. Und das ist jeden Donnerstagabend immer wieder deutlich zu vernehmen im Berufsförderungswerk für Blinde und Sehbehinderte in der Bugenhagenstraße. Dort nämlich treffen sich die 16 Chorsänger zur Probe. Trotz der kleinen Mitgliederzahl verfügt der Chor über eine imposante Stimmgewalt - ob nun beim Singen oder Lachen. Das liegt unter anderem daran, dass sich die meisten der Amateursänger schon seit Jahren kennen und eben ein gut eingespieltes Team sind.

Auch Chorleiter Hans-Georg Sehrt hat einen großen Anteil am Erfolg des Chors, den es seit fast 20 Jahren gibt. Damals war der heutige Kulturdezernent im Regierungspräsidium nur vorübergehend als Chorleiter eingesprungen. Als sich nach einiger Zeit aber kein neuer Leiter gefunden hatte, ließ er sich gern zur Weiterarbeit überreden. Mittlerweile ist der Kookaburra-Chor zum Beispiel schon in der Händelhalle und einigen Altenheimen aufgetreten. Und die Gruppe gleiche einer "großen Familie", sagt Waltraud Kehl, die von Anfang an dabei ist.

Denn nicht nur die Vielfalt der Musikstücke - von Brahms, über Mozart bis hin zu Volksliedern - erfreue die blinden, sehschwachen und nicht behinderten Mitglieder Woche für Woche. Auch die schon traditionellen Besuche im Gasthaus "Zwingerschlößchen" nach den Proben seien stets eine "feine Sache".

"Unter den Chormitgliedern herrscht eine enorme Freundlichkeit. Die ist wahrscheinlich ausgeprägter als woanders", so Sehrt, der den Sehbehinderten unter den Chormitgliedern die Melodie der Lieder nur über das Vorspielen vermitteln kann. Denn die Blindenschrift der Noten sei sehr kompliziert und vielen unbekannt.

In Sachen Text ist das Ensemble jedoch gut ausgerüstet. In dreierlei Ausführung liegen die Lieder bereit: Gewöhnliche Notenblätter für Sehende, Großschrift für die Sehschwachen - und die blinden Mitglieder lesen den Lied-Text mit Hilfe der Blindenschrift. Und weil manche der "Kookaburra"-Sänger die Dirigier-Anweisungen ihres Chorleiters eben nicht sehen können, kommt auch beim Singen das vertraute Miteinander zum Ausdruck: Mit kleinen Gesten - für das Publikum kaum sichtbar - klappt die Verständigung zwischen den sehbehinderten und den anderen Chormitgliedern echt gut.

Wer bei "Kookaburra" mitsingen möchte, kann sich bei Herrn Kehl unter der Telefonnummer 0345 / 121 61 81 melden.

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