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Bürgerpreis Bürgerpreis: Hilfslieferungen mit dem 40-Tonner

Von SILVIA ZÖLLER 30.01.2013, 20:21

Halle (Saale)/MZ. - Auch Werner Piontek ist für den Bürgerpreis 2013 nominiert: Mit einem Beitrag über das von ihm initiierte Hilfsprojekt schließt die Mitteldeutsche Zeitung die Vorstellung von Kandidaten ab - am 16. März werden die Sieger im Neuen Theater prämiert.

Als Werner Piontek vor rund 20 Jahren das städtische Krankenhaus im litauischen Visaginas zum ersten Mal gesehen hatte, war er erschrocken: "Das war eine Waldschmiede, kein Krankenhaus." Putz fiel von der Decke, kaputte Toiletten, kaum medizinische Geräte. Desinfiziert wurde damals mit Chlorkalk, weil es nichts anderes gab.

Doch heute ist die Klinik im Nordosten des baltischen Staates auf einem modernen medizinischem Standard - dank der zahllosen Hilfstransporte mit vollgepackten 40-Tonnern, die Piontek seit 1993 dorthin ehrenamtlich organisiert. Dem Hallenser wurde dafür die Ehrenbürgerschaft der 30 000-Seelen-Stadt verliehen.

Doch viel wichtiger ist dem früheren Wirtschaftsleiter des Elisabeth-Krankenhauses, der seit 2010 im Ruhestand ist, etwas anderes: "Durch die Partnerschaft der beiden Krankenhäuser sind auch unter den Ärzten echte Freundschaften entstanden." Per Zufall hatte Piontek 1993 den Chefarzt der Klinik in Visaginas kennengelernt, als das Elisabeth-Krankenhaus nach der Wende Hilfslieferungen zunächst in die litauische Hauptstadt Vilnius gebracht hatte.

Doch schnell war klar, dass im Norden des Landes Hilfe noch viel nötiger war. Seitdem wird Technik, die in Halle durch neue ersetzt wird, aber auch nicht mehr verkaufbare Verbands- und Verbrauchsmaterialien (zum Beispiel in falscher Verpackung) von Firmen gesammelt. Auch andere Krankenhäuser aus Sachsen-Anhalt melden sich, wenn sie Betten, OP-Tische oder Bettwäsche abzugeben haben. "Vieles ist einfach zu schade, um es wegzuwerfen", sagt der 68-Jährige.

Mit gut einem Dutzend Freiwilliger, die für die Litauen-Tour extra Urlaub nehmen, geht es immer im Frühjahr und im Herbst mit einem Sattelschlepper auf die 1 365 Kilometer lange Reise. Darunter sind Freunde, Krankenhaus-Personal, aber auch Mitglieder der katholischen Heilig-Kreuz-Gemeinde.

Am 5. Juni startet der nächste Hilfstransport, der sicher nicht der letzte sein wird. Denn auch wenn die Ausstattung in Visaginas nun besser ist, so liegt immer noch vieles dort im Argen. "Die Verwandten bringen den Kranken mittags Essen, weil die Klinik kein Geld dafür hat. Das Budget ist extrem eng und wird noch weiter gekürzt", erklärt Piontek. Deswegen wird sich der Rentner bald wieder hinter das Steuer des Brummis setzen: "Wer rastet, der rostet", ist sein Credo.

Nur noch bis Donnerstag, 24 Uhr, sind Vorschläge für den Bürgerpreis möglich: Online unter www.mz-web.de/halle oder per Mail an [email protected]