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Bundeswehr-Übungsplatz Bundeswehr-Übungsplatz: Franzigmark ohne Soldaten

Von Andreas Lohmann 09.02.2004, 21:12

Halle/Saalkreis/MZ. - "Wir brauchen die Franzigmark nicht mehr und prüfen derzeit, ob wir den Übungsplatz aufgeben", sagte der Standortälteste Oberst Wolfram Althoff zur MZ. Auslöser sei der Umzug des Lazarettregiments 32 von Lettin nach Weißenfels. Zwar zähle der Standort Halle noch immer 366 Soldaten, doch benötige man kein so großes Übungsgelände mehr, so Althoff.

Die Franzigmark gehört nicht zu Halle, sondern zum Saalkreis. Ein Teil der 230 Hektar liegt in der Gemarkung Morl. Der langjährige Bürgermeister der Gemeinde, Heinz Jäckel (parteilos), erinnert sich: "1965 wollte Halle das Gelände nicht mehr haben. Da hat es Morl kostenlos übernommen." Doch konnte die Gemeinde nichts damit anfangen, denn es war schon damals militärischer Sperrbezirk, durfte nur von Angehörigen der DDR-Volksarmee betreten werden.

Vor allem das in Halle stationierte 17. motorisierte Schützenregiment mit seinen großen Kasernen in der Paracelusstraße und der Reilstraße übte dort regelmäßig. Um zu dem Gelände zu kommen, liefen die Soldaten oft zu Fuß mit voller Gefechtsausrüstung quer durch die Stadt. Dann wurden - im Schatten gepanzerter Fahrzeuge - Angriff und Verteidigung geübt, zuweilen schossen die Soldaten scharf mit Kalaschnikow und Pistole. Häuserkampf stand auf dem Programm, ebenso Handgranatenwurf.

Wann genau die militärische Nutzung der Franzigmark durch die NVA begann, wusste auch der Morler Bürgermeister nicht zu sagen: "Das muss irgendwann in den 50er Jahren gewesen sein." Der 69-jährige Jäckel kann sich noch erinnern, dass fünf Neubauern, die dort Bodenreformland bekommen hatten, wegen der NVA ihre Häuser verlassen mussten. Vor dem Krieg soll die Franzigmark auch Abstellplatz für Flugzeuge, die in den Siebel-Werken repariert wurden, gewesen sein. Gestartet und gelandet wurde auf einer Graspiste.

In den 90er Jahren übten nur noch die Angehörigen des Lettiner Sanitätsbataillons (später Lazarettregiment 32) in der Franzigmark. Da wurde es ruhiger, die Zugangsbeschränkung für Fremde galt nur noch während der Übungszeiten. "Geschossen wurde nicht mehr häufig. Und nur noch mit leichter Munition", so ein Stabsfeldwebel. Noch in diesem Jahr werde die alte Häuserkampf-Ruine abgerissen. Man bereite die zivile Nutzung der Franzigmark vor, sagte er.

Offen ist derzeit, wer das Gelände übernehmen wird. Es heißt, nach der Wende seien für elf Flurstücke (insgesamt 35,8 Hektar) Eigentumssprüche erhoben worden, jedoch erfolglos. Der Bund sei heute Eigentümer des gesamten Geländes. Also wird das Bundesfinanzministerium entscheiden müssen, ob es zum Verkauf kommt oder nicht. Jäckel: "Wenn Morl das bekäme, könnten wir was draus machen."