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Boxtrainer David Hoppstock Boxtrainer David Hoppstock: Ein Mann für alle Fälle

Von Petra Szag 27.12.2015, 20:07
Vielleicht bald Halles Sportlerin des Jahres? Boxnachwuchs Cindy Rogge beim Training.
Vielleicht bald Halles Sportlerin des Jahres? Boxnachwuchs Cindy Rogge beim Training. Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Mit Frauen kann David Hoppstock offenbar besonders gut. Da ist zum einen seine Eva, eine ehemalige Kickbox-Weltmeisterin aus Tschechien - sowie seit fünf Monaten nun auch die kleine Sophy zu Hause. Zum anderen kümmerte er sich auch auf Arbeit bislang in erster Linie um das weibliche Geschlecht: Als Bundestrainer Frauen ist der Hallenser für die besten deutschen Boxerinnen zuständig.

Doch nun nicht mehr ausschließlich. Seit 1. Oktober trainiert Halles einstiger Bundesliga-Boxer nämlich auch die Talente Sachsen-Anhalts. Hoppstock übernimmt die Amtsgeschäfte von Siegfried Vogelreuter, dessen Vertrag am Jahresende ausläuft. Im April wird der mehrfache Chemiepokal-Sieger und DDR-Meister 63. Deshalb räumt der Trainerfuchs seinen Stuhl für einen der Ex-Schützlinge.

Der einzige hauptamtliche Trainer

Hoppstock ist in Halle kein Unbekannter. „Hier ist meine sportliche Heimat“, sagt der ehemalige Mittelgewichtler über den Stützpunkt, an dem er einst zu einem Spitzenboxer geformt wurde. Vielen Fans sind seine Duelle mit dem späteren Profiweltmeister Sven Ottke noch gegenwärtig. Allerdings: In einem dieser Gefechte zog sich der mehrfache Weltcup-Medaillengewinner eine langwierige Rippenverletzung zu. Die zwang ihm schließlich zur Aufgabe des Sports. 1996 wechselte er deshalb auf die andere Seite der Ringseile.

Der Termin für den Chemiepokal steht. Das internationale Boxturnier wird vom 7. bis 12. März ausgetragen - diesmal in der neuen Erdgas Arena in Halle-Neustadt. Im Olympiajahr werden viele Weltklasseboxer erwartet. „Das wird ein wichtiges Vorbereitungsturnier für Rio“, bestätigte der Sportdirektor des Deutschen Boxsportverbandes, Michael Müller.

„Wir sind sehr froh, das David Hoppstock den Weg zurückgefunden hat und sich der großen Herausforderung stellen will“, kommentiert Matthias Feist, der Präsident des Boxverbandes Sachsen-Anhalt, das Trainerengagement. Finanziert wird Hoppstocks Stelle - mittlerweile die einzige hauptamtliche für diese Sportart im Land - aus den Mitteln seines Verbandes.

Nach dem Abschluss seines Trainerstudiums in Köln vor fünf Jahren hatte Hoppstock seinen Lebensmittelpunkt zwischenzeitlich nach Niedersachsen verlegt: an den Stützpunkt in Gifhorn. Dort erarbeitete er sich einen ausgezeichneten Ruf. „Ich schätze seine fachlichen Qualitäten und setze große Hoffnungen in Hoppstock“, bestätigt der Sportdirektor des deutschen Boxverbandes, Michael Müller. Drei Bronze-Medaillen zuletzt bei den Europaspielen sowie Silber und Bronze bei der EM im Jahr zuvor haben seine Boxerinnen erkämpft und damit ein Lebenszeichen gesetzt für den Verband, der international in der Bedeutungslosigkeit zu versinken droht.

Hoppstock und die Frauen, das passt also. Doch Müller betont auch: „Wir wollen auf keinen Fall einen Mono-Trainer Frauen in Halle.“ Obgleich das weibliche Geschlecht hier derzeit die Kadersportler stellt und Cindy Rogge die einzige Athletin der Abteilung Boxen beim SV ist mit Chancen auf einen Rio-Start.

Die 21-Jährige profitiert natürlich besonders von Hoppstocks Wechsel. Der 44-jährige Bundestrainer fördert und fordert sie, will die 60-Kilo-Frau fit machen für den Schlagabtausch im Zeichen der Ringe. Gerade erst sind beide aus Sheffield zurückgekehrt. Dort hat Rogge mit anderen Olympia-Kandidatinnen ein internationales Trainingscamp mit Wettkampfsparing absolviert.

Auf Helfer angewiesen

Zwei Aufgaben also für einen Trainer. Daraus ergeben sich zwangsläufig auch Probleme. Ist Hoppstock mit seinen Frauen unterwegs, fehlt er am Stützpunkt in Halle. „Wir versuchen, das intern zu lösen“, sagt Feist. Seit das Amateurboxen vor zwei Jahren mangels internationaler Erfolge seinen Status als Schwerpunktsportart verloren hat, ist die Förderung zusammengedampft worden. Also sind ehrenamtliche Helfer gefragt wie der Dessauer Trainer Matthias Bader, Landes-Jugendwart Frank Höniger oder Halles Übungsleiter Michael Ernst. Auch Vogelreuter will seinem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dass ein Trainer zu wenig ist, um der alten Boxhochburg zu neuem Glanz zu verhelfen, darin sind sich alle einig. Ändern wird sich das erst, wenn große Erfolge kommen. Vor Hoppstock liegt also eine Mammutaufgabe. (mz)