Boxen Boxen: Mit folgenreicher Mission zum Brandenburg-Cup
Halle (Saale)/MZ. - Das Loch im Parkett neben der Eingangstür kommt einem Vorboten gleich: Noch während sich Tom Schwarz in seiner Trainingshalle am Kreuzvorwerk für den Brandenburg-Cup warmschlägt, legen die Arbeiter schon einmal Hand an und reißen einige Dielen heraus. "Der Fußboden wird erneuert. Sobald wir raus sind, wird richtig losgelegt", erklärt der Boxer.
Seine Trainingsgefährten sind längst weg, machen Urlaub, lassen Beine und auch mal die Seele baumeln. Tom Schwarz nicht. Er hat noch eine Mission zu erfüllen. Und um die nicht zu gefährden, hielt man sich mit den Sanierungsarbeiten zwischenzeitlich zurück.
Der Auftrag des 18-Jährigen: Sich beim Brandenburg-Cup ab Mittwoch in Frankfurt (Oder) für die Junioren-Weltmeisterschaften im Oktober in Bangkok zu qualifizieren. Ein schwieriges Unterfangen, denn bei dem internationalen Turnier klettern die stärksten Talente aus 20 Ländern durch die Ringseile.
Vor allem aber ist im Schwergewicht auch ein gewisser Albon Pervizaj dabei. Jener Schweriner, dem Tom Schwarz bei der deutschen Meisterschaft im Finale noch unterlegen war. Deshalb ist der Hallenser heiß auf die Revanche. Als Dritter im Bunde lauert der Berliner Mike Fanselow auf seine Chance. "Die Ausgangsposition ist für alle drei gleich. Wer beim Brandenburg-Cup am besten abschneidet, wird auch für die WM nominiert", sagt Trainer Siegfried Vogelreuter.
Es steht viel auf dem Spiel bei diesem Turnier. Viel mehr als das persönliche Erfolgserlebnis eines Nachwuchsboxers aus Görzig, der seit Jahren im Landesstützpunkt gefördert und gefordert wird. "Wir kämpfen darum, weiter eine Schwerpunktsportart im Land zu bleiben", erklärt Vogelreuter.
Dafür müssen bestimmte, vom Landessportbund vorgegebene Kriterien erfüllt sein. Die Teilnahme einer oder besser noch mehrerer Talente an internationalen Nachwuchsmeisterschaften ist eines davon. Zuletzt hatten die Boxer durch Lisa Cielas (2010), die EM-Bronze erkämpfen konnte, und JWM-Starter Tobias Funke (2009) die Hürde meistern können.
Noch schwerer wiegen würden Meriten im Erwachsenenbereich. Dort herrscht jedoch international schon seit fünf Jahren Flaute. Marcel Herfurth war 2007 der letzte Sachsen-Anhalter, der überhaupt für eine große Meisterschaft nominiert worden war. Mit Kevin Künzel als Nummer eins im Halbschwergewicht könnte sich das nächstes Jahr ändern.
Er gilt als aussichtsreicher Kandidat für die WM im Oktober im kasachischen Astana. Und auch mit der 16-jährigen Laura Wöde hat der Stützpunkt schlagstarke Argumente.
Vogelreuter und seine Trainerkollegen hoffen aber nicht nur auf den Erhalt des Status' Schwerpunktsportart. Sie streben auch eine Ernennung zum Bundesstützpunkt für Nachwuchs durch den Deutschen Boxsportverband an. Diese würde helfen bei dem ewigen Kampf um Fördermittel und Trainerstellen.
Das medaillenlose Abschneiden der deutschen Boxer bei den Olympischen Spielen erweist sich da zweifellos als kontraproduktiv. Und auch die alles andere als berauschende Bilanz von Sachsen-Anhalts Athleten in London sowie die Ankündigung des Innenministers Holger Stahlknecht (CDU), sich künftig auf ausgewählte Sportarten im Land zu konzentrieren, macht die Aufgabe nicht gerade leichter. Die Angst, der Sparpolitik zum Opfer zu fallen, ist sicher nicht unbegründet.
Auch deshalb ist es umso wichtiger, dass Tom Schwarz in Frankfurt auf Teufel komm raus punktet.