Boxen Boxen: Bundesliga ohne Halle
Halle (Saale)/MZ. - Die Nachricht tut weh wie ein Schlag in die Magengrube: Das Boxteam Sachsen-Anhalt wird in der neuen Saison nicht mehr am Ligenbetrieb des Verbandes teilnehmen. Nach drei Jahren in der dritten und drei weiteren in der zweiten Bundesliga haben die Verantwortlichen nun nicht mehr gemeldet. "Wir müssen da ganz einfach ehrlich zueinander sein, wir haben das Geld nicht", sagt Rene Müller vom KSC Halle. Und Roland Wandelt, der Chef des Fördervereins, ergänzt: "Unser Start wäre unverantwortlich. Aus rein wirtschaftlichen Gründen."
Der Entschluss ist ein Paukenschlag, so ganz überraschend kommt er allerdings nicht. Schon in der vergangenen Wettkampfserie schwebte permanent der Pleitegeier über die Boxer vom Landesleistungszentrum am Kreuzvorwerk. Die letzten Kampftage Anfang des Jahres konnten nur noch bestritten werden, weil die wenigen Sponsoren und Förderer noch einmal tief in die Tasche gegriffen und ausstehende Rechnungen in Höhe von 7 500 Euro beglichen hatten. Wandelt: "Wir konnten die Saison letztlich doch noch mit plus minus null zu Ende bringen." Dank eines ungeheuren Kraftaktes. Den, das gebietet die Vernunft, will man sich diesmal ersparen.
Strafgebühr bei Kampfabsage
Um eine Saison halbwegs absichern zu können, sind mindestens 25 000 Euro nötig. Für Kampfrichtergebühren, Reisekosten und eine minimale Aufwandsentschädigung der Athleten. Von dem erforderlichen Etat sei diesmal nicht einmal ein Bruchteil da, räumt Müller ein. Prophylaktisch zu melden und - falls das Geld nicht aufgetrieben werden kann - zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückzuziehen, ist nicht mehr möglich. "Ab sofort sind für jeden ausgefallenen Kampftag Strafgebühren in Höhe von 5 000 Euro fällig. Dazu kommen noch einmal 1 500 Euro für den ausrichtenden Verein", berichtet Wandelt. Diese Reglementsänderung erschwert die Lage für das Boxteam. Dennoch will und kann Wandelt sie nicht verdammen. "Das ergibt schon durchaus Sinn, die Kosten sind ja da", sagt er. Das Risiko einer Verschuldung könne man aber auf keinen Fall eingehen.
Am härtesten trifft der Ausstieg aus dem Wettkampfsystem die Boxer selbst. Sie stehen da wie begossene Pudel, denn ihnen fehlt ab sofort eine zentrale Bühne, um sich zu präsentieren. Bestes Beispiel ist Kevin Künzel. Der hatte die Liga-Auftritte genutzt, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Zuletzt boxte er auch für den BSK Seelze in der ersten Liga und für die Leipzig Leopards in der Weltliga World Series of Boxing (WSB).
Internationale Gegner als Ersatz
Nun sind Alternativen gesucht. "Wir wollen den Jungs auch ohne Liga die Chance geben, sich über Wettkämpfe zu profilieren", sagt Wandelt. Deshalb werden Vergleichskämpfe mit internationalen Teams angestrebt. Insbesondere Rene Müller setzt dabei auf seine guten Kontakte zu Vereinen in Dänemark, Polen oder Tschechien. Der Vorteil solcher Wettkämpfe: Die Nebenkosten werden auf ein Minimum reduziert. Außerdem muss nicht jede Gewichtsklasse zwangsläufig besetzt werden, "dadurch sind wir wesentlich flexibler", sagt Wandelt. Denn fällt in der Bundesliga ein Kämpfer aus und man hat keinen eigenen zweiten Mann als Ersatz, muss ein Gaststarter engagiert werden.
Diese neue Wettkampfform könnte zum Rettungsanker werden. "Sie soll peppiger sein als die bisherige, um vor allem wieder mehr junge Leute anzusprechen", sagt Müller. Und man könne vielleicht sogar ein bisschen Geld einspielen. Dieses werde dann für die kommende Saison auf die hohe Kante gelegt. Denn, und darin sind sich alle einig, 2013 / 14 sollten Sachsen-Anhalts Boxer wieder zuschlagen.