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Bob Bob: Andreas Bredau droht der Abschied

Von Petra Szag 10.02.2017, 17:19
Andreas Bredau (vorn) beim Krafttraining mit Marko Hübenbecker
Andreas Bredau (vorn) beim Krafttraining mit Marko Hübenbecker Eckehard Schulz

Halle - Andreas Bredau ist einer, von dem man hinlänglich sagt: „Ein Kerl wie ein Baum“. 1,97 Meter groß. 107 Kilo schwer. Muskelbepackt. So schnell wirft ihn also nichts um. Doch wenn der 32-Jährige von der Bob-WM nächste Woche in Königssee spricht, fällt es ihm nicht leicht, Härte zu demonstrieren. „Als Athlet“, sagt er und ist dabei um Gelassenheit bemüht, „bin nicht dabei.“

Der Anschieber, der bei Welt- und Europameisterschaften Medaillen in allen drei Farben erkämpfen konnte, hat sich nicht qualifiziert. Für jemanden, der sich den Leistungssport zum Beruf gemacht hat, muss sich das anfühlen wie ein Schlag in die Magengrube. „Ich weiß es ja seit den Tests im Dezember“, sagt Bredau. Er hatte also Zeit genug, sich mit der Situation zu arrangieren.

Andreas Bredau verpasst zum zweiten Mal den Saisonhöhepunkt

Weh tut es trotzdem, daraus macht er auch gar keinen Hehl. Zumal es bei ihm nun schon das zweite Jahr ist, dass er sich für den Saisonhöhepunkt nicht hat empfehlen können. Sind die Verletzungen schuld? Bredau schüttelt den Kopf. Die Leiste zwickt nicht mehr und auch die Fußprobleme sind lange Geschichte: „Ich bin wieder schmerzfrei, kann ganz normal trainieren.“ Trotzdem hat es nicht gereicht. Auch nicht für die Reservistenrolle. Andere haben den Vorzug bekommen, waren besser.

Thorsten Margis zum Beispiel ist im Bob von Francesco Friedrich eine feste Größe. Der 27 Jahre alte einstige Zehnkämpfer vom SV Halle gehört mit seinem Piloten zu dem engsten WM-Favoritenkreis. Im Zweier sind die beiden Titelverteidiger und damit das Nonplusultra schlechthin. Auch im Vierer muss man diesen Schlitten auf der Rechnung haben. Von Bredaus Klub, dem Mitteldeutschen Sportclub, hat sich zudem Kevin Korona (28) ein Platz im WM-Team von Nico Walther erkämpft.

Margis und Korona sind jünger als Bredau. Olympia im nächsten Winter ist ihr großes Ziel. Auch für Bredau, der im März 33 wird? „Man sollte nie nie sagen“, sagt er. Doch er ist Realist genug und weiß, dass es nun verdammt schwer wird. Wollen würde er schon - für den Olympia-Siebten von 2010 wäre ‎Pyeongchang 2018 die Chance auf einen Ausstand nach Maß auf der größten Sportbühne der Welt. Deshalb trainiert er eisern weiter. Meist in der Brandbergehalle, in der Halles einstiger Diskuswerfer Top-Bedingungen vorfindet. Doch wie es weitergeht, hängt nicht nur von seinem Wollen ab. Der Verband muss eine Entscheidung fällen und sein Förderer, die Bundespolizei, natürlich auch. Diese Zukunfts-Gespräche sind für März geplant, also nach der WM.

Was dem Anschieber die schwierige Situation erleichtert: „Wenn ich mit dem Leistungssport aufhöre, geht es beruflich für mich bei der Bundespolizei weiter.“ Zukunftsängste plagen Bredau, der mit seiner Angela sowie den kleinen Söhnen Xeno und Nuri in Großkayna ansässig ist, also nicht.

Trainer Norman Dannhauer lobt Routinier

Und er wird gern hören, dass man in Fachkreisen seine Erfahrungen zu schätzen weiß. Norman Dannhauer, sein Trainer, lobt ihn als vorbildlichen Athleten, der seinen Piloten nicht nur mit Top-Startzeiten hilft. „Im Materialbereich, organisatorisch - überall bringt er sich ein“, sagt Dannhauer und hofft, dass der Routinier mit seinen großen Erfahrungen die Youngster im Verband weiter unterstützt.

Das wäre auch im Sinne von Bredau. Mit dem gerade 22-jährigen Piloten Richard Oelser und seinem jungen Team beispielsweise „war ich schon unterwegs“, sagt Bredau und bezeichnet die Jungs als „sehr wissbegierig. Ich kann mir gut vorstellen, ihnen das ein oder andere weiterzugeben.“

Das alles ist aber gerade weit weg. Die WM liegt näher. Mit ihm - wenn schon nicht als Athlet, dann wenigstens als Zuschauer? „Möglich“, sagt Bredau. Und wenn ja, dann mit Leuten aus seinem Verein. Auch am Rande gibt es viel zu tun. Kontakte knüpfen, Sponsorenpflege - er sieht es auch als Chance, schon etwas zurückzugeben.