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Blues im Thalia Blues im Thalia: Mann mit Mundharmonika

Von Johannes Killyen 14.06.2002, 18:25

Halle/MZ. - "Mundharmonika" nennt Thomas Schied sein Instrument nur ungern. "Das klingt so nach Lagerfeuer", sagt er. Dabei saß er noch vor ein paar Jahren selber mit Freunden zusammen und gab Dylan-Songs oder was man eben so am Lagerfeuer spielt, zum Besten. Irgendwann hörte Schied dann Platten von Little Walter und anderen Größen des Mundharmonika-Universums. "So ungefähr willst du auch spielen", sagte er.

Am Montag, 17. Juni, ist er mit seiner Band im Thalia-Gewölbe zu hören. Mundharmonika, Gitarre (Carl Wyatt), Bass (Jeff DeFloraine) und Schlagzeug (Yves Ditsch) ist die Besetzung, Blues die Musik, und die Band heißt "Carl Wyatt & The Delta Voodooboys".

So lang wie dieser Titel ist, so gern redet der Hallenser über sein Instrument. Die Mundharmonika, er nennt sie "Blues-Harp", ist seine Welt - neben der Frau und seinen zwei Kindern natürlich. Wobei man das Wort "Mundharmonika" eigentlich in den Plural setzen müssten, denn Thomas Schied hat einen ganzen Koffer davon. "Für jede Tonart eine", sagt er, "dazu noch einige für spezielle Skalen."

Unermüdlich erzählt Schied von den Stimm-Zungen seiner Instrumente, die er in stundenlanger Arbeit selbst abschleift, "damit auch jeder Ton stimmt". Und von den vielen Hundert Möglichkeiten, auf der Mundharmonika einen Ton hervor zu bringen, ihn zu formen, zu biegen und zu stauchen, bis er dem Spieler gehorcht wie ein Stab dem Zauberer. "Der Ton", sagt er, "ist für mich das Wichtigste. Man muss mit dem Instrument atmen."

Wer Schied, vom Hausflur der Altbauwohnung im Paulusviertel aus, beim Übungs-Blues zuhört, begreift, dass er sich auf dem Berg der Spitzenklasse ziemlich weit oben befindet. "Doch der Weg dahin", sagt der 33-Jährige, "war steinig." Ohne Lehrer, ohne Literatur war Schied lange sein eigener Lehrer und machte Fortschritte nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum".

Untrennbar mit der Mundharmonika verbunden ist auch seine Leib- und Magenmusik - der Blues. Etwa 600 CDs stehen bei Schieds im Wohnzimmer, dazu ein paar Hundert Platten. "Alles Blues", sagt er und streicht die langen, glatten Haare nach hinten. Gelernt hat Thomas Schied, der im Kreis Merseburg geboren wurde, Melker, später hat er auch studiert. Doch sein Leben ist die Musik. "Wenn es mit der Mundharmonika hier in Deutschland nicht klappt, gehen wir eben nach Irland", sagt er. "Dort sind die Leute richtig begeistert in den Konzerten."

Carl Wyatt & The Delta Voodooboys" spielen am Montag ab 22 Uhr im Thalia-Gewölbe.