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Blau-Weiß Brachstedt Blau-Weiß Brachstedt: Nabil Daouri ist nach dem Ramadan wieder torhungrig

Von enrico werner 03.11.2015, 08:56
Nabil Daouri
Nabil Daouri MZ Lizenz

Halle (Saale) - Der Sonnenuntergang ist für Menschen in Mitteleuropa ein sicheres Zeichen, den Körper herunterzufahren. Abschalten, ausspannen, bald ins Bett gehen. Für Nabil Daouri - Spieler bei Landesligist Blau-Weiß Brachstedt - ist das vier Wochen im Jahr allerdings ein anderes Zeichen. Er darf dann nämlich endlich Nahrung zu sich nehmen. Er ist Moslem. Das heißt auch: Vier Wochen im Jahr ist Fastenzeit. Dieses Jahr war der Ramadan von Mitte Juni bis Mitte Juli.

Und will man ergründen, warum Daouri, der 33-jährige Mittelfeldspieler, in dieser Saison lange Zeit nicht in die Gänge kam, führen die Erklärungsmuster unweigerlich zu seiner Religion. Am Wochenende erzielte der Marokkaner in der 70. Minute das goldene Tor beim 1:0-Erfolg der Brachstedter in Farnstädt. Es war der erste Saisontreffer für Daouri, der in der letzten Saison mit 18 Toren treffsicherster Brachstedt-Schütze war.

Langsam alte Form wiedergefunden

Daouri findet so langsam zu seiner Form zurück, weil er nach dem Ramadan wieder die nötige Form bekommt. „Ja, die Fitness leidet darunter“, gibt er zu. „Man nimmt ab.“ Nicht mehr jede Einheit und jedes Spiel kann mit voller Intensität bewältigt werden. Denn die Regeln im Fastenmonat sind klar festgezurrt: kein Essen und Trinken nach dem Sonnenaufgang. Erst, wenn die Sonne untergegangen ist, darf zugelangt werden. „Abends nach um zehn gibt es eine richtige warme Mahlzeit“, sagt Daouri. „Um zwei bis drei Uhr gibt es so eine Art Frühstück.“ Müsli, Joghurt, auch mal Süßigkeiten, viel Flüssigkeit stehen da auf dem Tisch. Danach geht es ins Bett.

Der Essensrhythmus verschiebt sich, die Schlafzeit auch. Das geht am Körper eines Sportlers nicht spurlos vorbei. „Die ersten drei bis vier Tage sind hart“, erzählt Daouri, der seit 2002 in Deutschland lebt. „Ab dem fünften Tag geht es. Dann wird es Normalität und man merkt das gar nicht mehr.“ Zumal Daouri das Prozedere ja kennt. „Ich mache das, seit ich 14 bin. Der Körper gewöhnt sich daran. Und letztes Jahr habe ich auch im Ramadan gute Leistungen gezeigt.“

Alle tolerieren das Fasten

Doch 2015 fiel ihm das etwas schwerer. Noch vor vier Wochen schätzte Trainer Kevin Kluge den Leistungsstand bei 60 Prozent ein. Auch jetzt ist er „noch nicht bei vollen Kräften, das merkt man“, meint Spielertrainer Manoel Arnhold. Aber man zeigt Verständnis im Verein. „Alle tolerieren das Fasten“, sagt Daouri. „Ich bespreche das mit den Trainern.“

Mit dem wiedererstarkten Daouri schafften die Brachstedter am Samstag nach drei Unentschieden einen „überraschenden, aber verdienten Sieg gegen Farnstädt“, wie Arnhold meint. Alles wäre gut bei den Saalekreislern, wäre da nicht diese Sache mit David Reza. Der Kapitän, der Allrounder, „an dem sich die Spieler messen und aufrichten“, so Arnhold, fällt länger aus. Nach einem Kopfball-Duell ging Reza zu Boden und ließ sich kurze Zeit später auswechseln. Jochbeinbruch heißt die Diagnose aus dem Klinikum Kröllwitz. Er wurde gestern operiert. „Wir gehen davon aus, dass die Hinrunde für ihn erledigt ist“, sagt Arnhold. (mz)