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Biathletin Franziska Hildebrand Biathletin Franziska Hildebrand: Köthenerin freut sich auf Festtagsbraten

Von Christoph Karpe 22.12.2015, 20:50
Die Biathlon-Staffel bei der Ehrung für den zweiten Platz: Franziska Preuss, Vanessa Hinz, Franziska Hildebrand und Laura Dahlmeier (v. l.).
Die Biathlon-Staffel bei der Ehrung für den zweiten Platz: Franziska Preuss, Vanessa Hinz, Franziska Hildebrand und Laura Dahlmeier (v. l.). Imago Lizenz

Halle (Saale) - Als Franziska Hildebrand am Montagabend mit ihrem Audi voller Weihnachtsgeschenke nach Köthen hineinfuhr, fiel der ballastartige Druck der letzten Tage ab. „Ich freue mich jetzt darauf, einfach mal die Füße hochlegen zu können, einfach nur mit der Familie entspannte Feiertage verbringen zu können“, sagte sie erleichtert.

Abenteuer-Reise voller Hektik

Die letzten Wettbewerbe im Biathlon-Weltcup im slowenischen Pokljuka hatten die letzten Körner aus ihrem von einer Erkältung geschwächten Körper gesaugt. Dann folgte am Sonntag noch die Tour mit ihren Kolleginnen der goldenen WM-Staffel zur Ehrung der Sportler des Jahres in Baden-Baden. Eine Abenteuer-Reise voller Hektik, wie die aktuell Dritte im Gesamtweltcup berichtet: „Wir mussten unser Gepäck mit zur Wettkampfstrecke nehmen. Als das Massenstart-Rennen vorbei war, blieben uns zehn Minuten zum Duschen. Ein Privatjet stand für uns schon bereit. Doch am eigentlichen Abflughafen in Ljubljana herrschte Nebel. Also chauffierte man uns ins italienische Triest. Von dort ging es nach Karlsruhe, aussteigen, rein in den Shuttle-Bus, ab nach Baden-Baden“, erzählt die 28-Jährige.

20.15 Uhr traf das Team ein, umziehen, schminken - alles innerhalb von 15 Minuten. Und wenig später standen die jungen Frauen tatsächlich auf der Bühne im festlichen Ball-Saal und bekamen reichlich Applaus für ihren zweiten Platz in der Teamwertung. Sie hatten bei der Stimmabgabe gegen die Nordischen Kombinierer verloren, aber die Biathlon-Jungs bezwungen. Und wenn die Sportjournalisten bei ihrer Wahl die Biathlon-Sympathien nicht so fair verteilt, sondern sich vielleicht auf die Damen konzentriert hätten, könnte sich Franziska Hildebrand jetzt „Sportler des Jahres“ nennen. Es wäre der absolute Höhepunkt der letzten zwölf Monate für die junge Frau aus Sachsen-Anhalt gewesen. „Sicherlich wäre das toll gewesen“, sagt sie, um dann neidlos anerkennend anzufügen: „Aber die Kombinierer hatten die Wahl allemal verdient.“

Letzte Reserven mobilisiert

Für Franziska Hildebrand ist das zu Ende gehende Jahr so oder so das strahlendste ihrer Karriere. Dem WM-Titel im Frühjahr fügte sie bei den ersten Weltcups der laufenden Saison nun ihren ersten Einzelsieg hinzu - im Sprint von Hochfilzen. Im Gesamtweltcup hatte sie zuletzt in Pokljuka sogar die Chance, die Führung zu übernehmen. „Aber dafür hätte ich in den letzten beiden Rennen besser schießen müssen“, sagt sie selbstkritisch. Doch selbst die drei Fehler der zuvor so famos sicheren Schützin, die sie im Massenstart auf den 17. Platz zurückfallen ließen, sind erklärbar: „Ich war seit Hochfilzen angeschlagen, erkältet, da ging es dann nicht mehr so gut“, sagt sie. Heißt: Sie mobilisierte die letzten Reserven. Und wenn der Körper geschwächt ist, dann kommt am Schießstand schon einmal das Zittern auf. „Aber alles in allem war es ein fantastischer Saisoneinstand für mich. Mit drei Podestplätzen der beste jemals.“ Dennoch verständlich, dass sie nun erst einmal in Köthen eine Pause braucht - um den Akku aufzuladen. „Ich freue mich auf richtig gutes Essen, auf Braten und Klöße, oder auf den Kartoffelsalat“, sagte sie.

Kaum Zeit zum Durchatmen

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt allerdings nicht. Am 28. Dezember startet sie beim „Riesen-Spektakel“ auf Schalke - im Team gemeinsam mit Erik Lesser. Worauf sie sich ungemein freut: „Die Atmosphäre im Stadion ist grandios, nirgendwo sonst bekommst du den Applaus der Fans so gebündelt wie in diesem Kessel zu spüren“, erzählt sie aus Erfahrung.

Von Gelsenkirchen wird Franziska Hildebrand weiterreisen in ihre Wahlheimat Ruhpolding. „Silvester werde ich dann recht ruhig mit ein paar Teamkollegen feiern“, verrät sie. Die Hatz im Weltcup geht ja Anfang des neuen Jahres weiter. Auch wenn die geplanten Rennen in Oberhof abgesagt wurden - wegen akutem Schneemangel. Diese Pause ist nicht so willkommen. (mz)