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Bezahlen nur mit Karte Bezahlen nur mit Karte: Wie weit kommt man in Halle ohne Bargeld?

Von Oliver Müller-Lorey 20.05.2019, 04:00
Bargeldlos bezahlen auf dem Markt funktioniert nicht - hier sind Münzen und Scheine gefragt.
Bargeldlos bezahlen auf dem Markt funktioniert nicht - hier sind Münzen und Scheine gefragt. Silvio Kison

Halle (Saale) - „Machen Sie vier Euro draus“, sagt der Kunde über die Kasse hinweg, auf deren Anzeige der Betrag von 3,90 Euro leuchtet. „Danke“, sagt Fleischermeister Frank Eberius, steckt den passenden Betrag in die Kasse und wirft ein Zehncentstück in einen Plastikbecher hinter sich.

Auf dem Wochenmarkt zwischen den fünf Türmen gehört es zum Einkaufsgefühl einfach noch dazu: Das Zahlen mit Bargeld und auch das ein oder andere Trinkgeld. Doch wie lange noch?

Im vergangenen Jahr ist in Deutschland erstmals mehr mit Giro- und Kreditkarte bezahlt worden als mit Bargeld. 209 Milliarden Euro wurden mit „Plastikgeld“ begleichen - eine Milliarde mehr als mit Scheinen und Münzen. Laut Knut Bernsen, dem Geschäftsführer des Handesverbands Sachsen-Anhalt wird vor allem die Möglichkeit zum kontaktlosen Bezahlen dazu führen, dass Bargeld an Bedeutung verliert.

Auf dem Marktplatz ist Kartenzahlung noch so gut wie kein Thema

Doch auf dem halleschen Marktplatz ist Kartenzahlung noch so gut wie kein Thema. Bis auf den mobilen Verkaufsstand der Zappendorfer Fleischerei, wo nach Aussage der Mitarbeiterin nur etwa einmal im Monat bargeldlos gezahlt werde, werden Karten so gut wie nicht angenommen. „Es gibt nur ganz wenige die danach fragen“, sagt Metzger Eberius. „Wenn wir häufiger den Wunsch nach Kartenzahlung hören würden, würden wir darüber nachdenken, sie anzubieten.“ Doch zum Einkaufsgefühl auf einem Wochenmarkt gehöre das Zahlen mit Scheinen und Münzen genauso dazu wie ein kleiner Schwatz.

Das sieht auch Angelika Heimerdinger vom Obsthof Martin aus Zeitz so. Auch an ihrem Stand wird nur Bargeld akzeptiert. Dabei könnte sie sich mit einem Girokarten-Terminal das lästige Wechselgeldzählen sparen, oder? „Trotzdem finde ich es mit Bargeld praktischer. Wenn es kalt ist, bekommen wir von Kunden auch schon einmal zwei Euro für einen Kaffee in die Hand gedrückt. In bar natürlich“, sagt sie.

„Bei der EC-Karten-Zahlung gibt es kein Trinkgeld. Deshalb ist uns Kellnern Bargeld immer lieber.“

Ähnlich schlechte Karten mit der Karte haben Besucher von Restaurants wie der Ökoase oder mehrerer Kneipen in der Kleinen Ulrichstraße. Dort wird nur Bares akzeptiert. Ein Kellner einer Bar verrät, warum: „Bei der EC-Karten-Zahlung gibt es kein Trinkgeld. Deshalb ist uns Kellnern Bargeld immer lieber.“

Ladeninhaber sind in Halle indes moderner aufgestellt als die Markthändler. In fast allen Läden in der Großen und Kleinen Ulrichstraße sowie auf dem Boulevard kann man mit Karte zahlen - und nicht nur das. Vorreiter in Sachen moderne Zahlungsmethoden ist ein alteingesessener Laden mit viel Tradition: Die Parfümerie Tauschel. „Wir nehmen alle Karten, die man sich vorstellen kann. Seit November vergangenen Jahres kann man auch mit dem Handy zahlen und sogar mit der Smartwatch“, sagt Ingrid Tauschel.

Parfümerie Tauschel: „Man muss mit der Zeit gehen. Das elektronische Zahlen wird kommen“

Die Handy-Zahlung werde zwar noch selten nachgefragt, aber chinesische Touristen hätten vor kurzem Gebrauch von der Möglichkeit gemacht. „Man muss mit der Zeit gehen. Das elektronische Zahlen wird kommen“, ist sich Tauschel sicher.

Auch im „Schokolädchen“ in der Kleinen Ulrichstraße prangt ein Aufkleber an der Eingangstür, der auf die Akzeptanz von EC-Karten hinweist. „Ich sage aber dazu, dass das nur ab einem Einkaufswert von zehn Euro möglich ist“, sagt die Verkäuferin hinter der Kasse. In einem Tabakgeschäft am Kleinschmieden gibt es diese Mindestsumme auch, allerdings werde sie nicht ganz so streng gesehen, erklärt Verkäuferin Pilar Funke. „Wenn jemand Zigaretten für 9,90 Euro kauft, geht das auch mit Karte“, sagt sie.

Entgelte für die Zahlungsgarantie im girocard-System sind frei verhandelbar

Mindestbeträge werden von Händlern oft vorgegeben, weil sie für Kartenzahlungen eine Gebühr an den Betreiber des Zahlungssystems abgeben müssen. Die Kosten seien jedoch begrenzt, wie Ingo Limburg, Sprecher bei Euro-Kartensysteme sagt. „Die Entgelte für die Zahlungsgarantie im girocard-System sind frei verhandelbar und dürfen die Grenze von 0,2 Prozent gemäß EU-Regulierung nicht überschreiten.“

Hinzu kämen noch Kosten für das Terminal. Dennoch sei das girocard-System im Vergleich zu Bargeld für die Händler am günstigsten. Denn für das Einzahlen von Münzen oder den Geldtransport muss auch bezahlt werden. (mz)

Bargeldloses Bezahlen
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