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Mehr Straftaten am Braunschweiger Bogen Situation an Problem-Block in Halle-Neustadt verschärft sich

Die Situation in der Westlichen Neustadt beschäftigt immer mehr Hallenser. Die Polizei registriert vermehrt Straftaten. Die Stadt beauftragt Schädlingsbekämpfer. Warum Betroffene nicht namentlich genannt werden wollen.

Von Jonas Nayda 24.08.2022, 18:24
Anwohner im Wohnblock am Braunschweiger Bogen beschweren sich über Lärm und Müll.
Anwohner im Wohnblock am Braunschweiger Bogen beschweren sich über Lärm und Müll. (Foto: Steffen Schellhorn)

Halle (Saale)/MZ - Die Beschwerden über die Zustände im Bereich Braunschweiger Bogen reißen nicht ab. Nach dem MZ-Bericht über Müll, Lärm und mutmaßlich illegale Machenschaften einiger Anwohner in dem Wohnblock in der Westlichen Neustadt, haben sich weitere Hallenser zu Wort gemeldet, die davon betroffen sind.

Aus Sorge vor Anfeindungen wollen sie namentlich nicht genannt werden, doch sie erheben weitere Vorwürfe gegen die Wohnungsverwaltung, die sich angeblich nicht kümmern würde. Die Verwalterin will auf MZ-Anfrage nichts dazu sagen.

Problem-Block in Halle-Neustadt: Mieterrat kritisiert Ghettoisierung

Peter Scharz, Vorsitzender des Vereins „Mieterrat“, der sich hauptsächlich mit Problemen von Mietern in Neustadt beschäftigt, kritisiert die Stadt. Seiner Meinung nach werde das wohnungspolitische Konzept nicht umgesetzt, das für mehr Durchmischung in den einzelnen Wohngebieten sorgen sollte.

Laut Scharz handele es sich um „Ghettoisierung“, weil in einigen wenigen Hauseingängen im Braunschweiger Bogen fast ausschließlich Menschen aus Südosteuropa wohnen würden, aber keine Deutschen. Der Stadtrat hatte das wohnungspolitische Konzept 2018 verabschiedet, auch um der sogenannten sozialen Segregation - der räumlichen Trennung zwischen Arm und Reich - entgegenzuwirken. Das Konzept ist jedoch nur eine Richtungsweisung und rechtlich nicht bindend.

Polizei registriert im Bereich Braunschweiger Bogen Anstieg der Straftaten

Wie die Polizeiinspektion Halle auf MZ-Anfrage bestätigt, sei im Bereich Braunschweiger Bogen im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg an Straftaten zu verzeichnen. Es handele sich um Körperverletzungs- und Sachbeschädigungsdelikte, die häufig im häuslichen Milieu vorgekommen seien. Wie viele Fälle es gab, teilte die Polizei nicht mit.

Ob eine spezielle Großfamilie oder eine bestimmte ethnische Gruppe dafür verantwortlich ist - wie mehrere Betroffene meinen - ist ebenfalls unklar. „Die beteiligten Personen gehörten mehreren verschiedenen Nationalitäten an“, sagt Polizeisprecherin Antje Hoppen. Eine Statistik zur Zugehörigkeit ethnischer Gruppen wird bei der Polizei nicht geführt.

Stadtverwaltung und Polizei haben Präsenz in dem Bereich erhöht

Die Stadtverwaltung und die Polizei teilen mit, dass sie bereits vor mehreren Wochen auf die Situation vor Ort reagiert und ihre Präsenz zu diversen Tageszeiten erhöht hätten. Das Problem ist offenbar bekannt. „Von Wegsehen kann keine Rede sein“, sagt Stadtsprecher Drago Bock. Es gebe Präventivstreifen, Bürgersprechstunden und Beratungen mit den Vermietern. Man tausche sich zur Lage aus, diskutiere Maßnahmen und weise die Eigentümer auf die Eigenverantwortung und sich daraus ergebende Pflichten hin. Um das Ratten-Problem zu lösen, über das Anwohner ebenfalls geklagt hatten, habe man eine Firma zur Schädlingsbekämpfung beauftragt.

Nach MZ-Informationen ist auch die Wohnungsverwaltung des betroffenen Blocks selbst aktiv geworden und sorgt nun vermehrt für Sauberkeit und Ordnung.