Beerdigung Beerdigung: Abschied von der Retterin des Stadtgottesackers
Halle (Saale)/MÜHLHEIM/MZ. - Ohne sie wäre der 400 Jahre alte hallesche Stadtgottesacker niemals das geworden, was er heute ist: ein Kleinod, das seinesgleichen sucht. Ihre Spende in Millionenhöhe ermöglichte die umfangreiche Sanierung des historischen Friedhofs, der ab 1557 nach dem Vorbild italienischer Camposanti erbaut, im März 1945 durch Bomben schwer beschädigt und zu DDR-Zeiten vernachlässigt wurde und verfiel. Nun hat die Retterin des halleschen Camposanto ihre letzte Ruhe gefunden. Marianne Witte, Ehrenbürgerin von Halle, wurde am Montag in Mülheim an der Ruhr beigesetzt.
Die promovierte Medizinerin Marianne Witte wurde 1923 in Marburg an der Lahn geboren und lebte von 1936 bis 1945 in Halle. In dieser Zeit lehrte und forschte ihr Vater Professor Karl Ziegler als Ordinarius für Chemie an der halleschen Universität. Ziegler wurde 1938 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. 1963 wurde er mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.
Marianne Witte finanzierte aus ihrem Privatvermögen die Arbeit der von ihr gegründeten Stiftung mit über sechs Millionen Euro, um den Wiederaufbau des Stadtgottes-ackers zu ermöglichen. Für ihre Verdienste wurde sie 2003 vom Stadtrat mit der Ehrenbürgerwürde geehrt. Im Juni 2010 besuchte die damals 87-Jährige Halle und den Camposanto.
Zur Beisetzung war neben Sozialdezernent Tobias Kogge auch Peter Dahlmeier, Vorsitzender des Vereins Bauhütte, nach Mülheim gereist. Mit dem Sohn Marianne Wittes, so Dahlmeier, wurde die Weiterführung der Sanierung an den Grüften des Stadtgottesackers vereinbart. Außerdem erhält die Stifterfamilie regelmäßig Kenntnis vom Fortgang der Arbeiten.