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Von Hallmarkt bis Trafostation Bauhaus Bauten setzen mit schlichter Architektur starke Akzente im Stadtbild von Halle (Saale)

Von Detlef Färber 11.03.2019, 05:00
Das einstige Trafohaus am Hallmarkt prägt mit seiner modernen Bauhausarchitektur und den Türmen das Stadtbild.
Das einstige Trafohaus am Hallmarkt prägt mit seiner modernen Bauhausarchitektur und den Türmen das Stadtbild. Silvio Kison

Halle (Saale) - „Spannend“ ist eins der meist strapazierten Modewörter der Gegenwart: Was allein schon ein Grund sein sollte, es beim Formulieren so weiträumig wie möglich zu umschiffen. Doch gelegentlich kann man’s trotzdem brauchen - vor allem wenn mal tatsächliche Spannung im Spiel ist, elektrische nämlich.

Dann kann - anders als bei all der Architektur, die aus sprachlicher Trägheit gern einfach nur „spannend“ genannt wird - tatsächlich mal etwas „mit Spannung“ betrachtet werden: Spannung in der Frage, wie man Behausungen für große Technik städtebaulich perfekt einpasst und wie man damit sogar echte Akzente im Ortsbild setzen kann.

Bauhausbauten sind Visitenkarten für Standorte

Ein Paradebeispiel dafür sind Bauhausbauten, wie alte Umspannwerke, die von Architekten und Stadtplanern der zwanziger Jahre als besonders reizvolle Aufgabe wahrgenommen worden sein müssen - von den Ergebnissen her betrachtet. Ob in Wien oder Berlin oder auch gern mal in der Provinz sind wahre Kathedralen der Elektrizität errichtet worden, die quasi als Fortschrittstempel zugleich bauliche Visitenkarten für ganze Standorte waren.

Und natürlich hat sich auch der Standort Halle diesem Wettbewerb seinerzeit gestellt - und dies gleich mal auf dem Urgrund der Stadtgeschichte, dem Hallmarkt: Am Fuß der Blauen Türme und damit des städtischen Wahrzeichens, wo ein großes Transformatorenhaus errichtet wurde.

Gewerbetreibende nutzen alte Technikbauten

Wiederum in schwierigster, gleichwohl auch dynamischer Zeit, 1924 nämlich, war es der damals 50-jährige hallesche Stadtbaurat Wilhelm Jost, der das flache, dennoch fast burgartig anmutende Gebäude bauen ließ.

Diesem Trafo verdankt der Hallmarkt seither seine Kompaktheit und geschlossene Wirkung - was durch die mit den Türmen korrespondierende Gestaltung in Bezug auf Farbe und Material erreicht worden ist.

Lange stand dieser Jost-Bau, Halles einstiges Hauptumspannwerk, dann allerdings leer, bis nun endlich seit einigen Jahren unter anderem eine Lebensmittelkette und weitere Geschäfte vorführen, was mit diesem vielleicht merkwürdigsten halleschen Moderne-Bau alles anzufangen ist und wie er als höchst einprägsames Gemäuer auch für heutige Gewerbetreibende ein guter Standort sein kann.

Damals und heute: Elektrisierende Wirkung

Dies gilt in fast noch stärkerem Maß für den kleinen Trafo an der Ecke von Uni-Ring, Moritzburgring, Geist- und Großer Ulrichstraße. Dieses Haus übt vor allem auf Halles Nachtschwärmer längst eine elektrisierende Wirkung aus und ist unter seinem genialen Namen „Don’t worry, be Curry“ wohl der kultigste Imbiss ganz Mitteldeutschlands.

Vor genau 90 Jahren erbaut, ist und bleibt auch dieses Gemäuer mit dem Namen Jost als Urheber verbunden - ebenso wie das ihm nicht unähnliche Gebäude der Trafostation an der Trothaer Straße 15, das nicht nur auch an eine Tankstelle uralten Typs erinnert, sondern das ursprünglich zugleich eine Tankstelle gewesen ist: Was als Kombination von Elektrischem und Automobilem - auch mit Blick auf aktuelle Debatten - als sinnvoll und womöglich zukunftsweisend erscheint.

Eher unauffällig wirkt dagegen das Umspannwerk am Stadtpark, was aber nicht an seiner Größe liegt: Denn die (wiederum von Stadtbaurat Jost verantwortete) Ziegelhalle, die in der Anhalter Straße 19 im Jahr 1926 hochgezogen wurde, war und ist eins der größten Gebäude seiner Art in Halle: Und führt mit dezentem Einsatz auch expressionistischer Stilelemente vor, wie gut eine erlesene Ästhetik zu derlei Zweckbauten passen kann.

(mz)

Der alte Trothaer Trafo, einst mit Tankstelle.
Der alte Trothaer Trafo, einst mit Tankstelle.
Silvio Kison
Auch die Transformatorenstation an der Anhalter Straße prägt mit ihren schlichten Bauhausstil das Stadtbild.
Auch die Transformatorenstation an der Anhalter Straße prägt mit ihren schlichten Bauhausstil das Stadtbild.
Silvio Kison