Basketballer Andreas Obst Basketballer Andreas Obst: Aus Halle in die Nationalmannschaft

Halle (Saale)/Gotha - Die kleine Feier ist Andreas Obst noch anzuhören. „Wir haben nach dem Spiel noch ein paar Bier getrunken, sind erst um zwei Uhr ins Bett. Um fünf ging es wieder raus“, erzählt der Basketball-Profi.
Die Müdigkeit an diesem Dienstagmorgen, und auch das ist dem 21-Jährigen anzuhören, nimmt er aber gern in Kauf. Denn: „Es war echt geil, dabei zu sein.“ Dabei zu sein im Kreis der deutschen Nationalmannschaft. Beim 90:49 in der WM-Qualifikation in Österreich am Montag absolvierte Obst sein zweites Länderspiel. Sein Debüt gab er am Freitag gegen Georgien (79:70).
Andreas Obst ist Leistungsträger in Gotha
Die Berufung für das Nationalteam ist der vorläufige Höhepunkt in der Karriere des 1,91 Meter großen Scharfschützen, der beim USV Halle mit dem Basketball begann und über die Stationen Bamberg und Gießen inzwischen beim Erstligisten Oettinger Rockets Gotha gelandet ist.
Dort ist Obst Leistungsträger, kommt auf rund elf Punkte im Schnitt, trifft herausragende 49 Prozent seiner Dreierversuche. Im letzten Bundesliga-Spiel vor der Länderspiel-Pause gelang dem Hallenser sogar ein neuer Karriere-Bestwert. Im Kellerduell gegen Tübingen kam Obst auf 27 Punkte, verwandelte sieben von acht Dreierversuchen - teilweise sogar von der Mittellinie. „Meine individuelle Leistung passt“, sagt Obst dazu in seiner gewohnt nüchternen Art.
Die Nominierung für das Nationalteam hat er sich also verdient. Gleichwohl profitierte Obst von den ungewöhnlichen Rahmenbedingungen. Weil weder die nordamerikanische Profi-Liga NBA noch die Euroleague, also die europäische Königsklasse, Pausen für die WM-Qualifikation einlegten, standen Bundestrainer Henrik Rödl neun Leistungsträger nicht zur Verfügung. Allen voran Superstar Dennis Schröder vom NBA-Team Atlanta Hawks.
Position als möglicher Vorteil
Trotzdem ist Deutschland nach den beiden Auftaktsiegen auf einem guten Weg in Richtung Weltmeisterschaft, führt seine Vorrunden-Gruppe an. Die Top-3 der Gruppe qualifizieren sich für eine Hauptrundengruppe. Dort werden mit drei weiteren Nationen aus einer anderen Vorrundengruppe schließlich drei Tickets für die Titelkämpfe 2019 in China ausgespielt.
Bei der WM-Endrunde könnten dann alle deutschen Stars auflaufen, die Ligen pausieren. Entsprechend schwer wird es für Obst, einen Platz im Kader zu ergattern. Trotzdem sagt er: „Das Turnier ist mein Ziel.“
Dabei hat der Hallenser bei aller Konkurrenz auch einen großen Vorteil. Während auf den sogenannten „großen“ Positionen, also etwa bei den Center-Spielern, ein Überangebot herrscht, ist die Auswahl an starken deutschen Guards überschaubar. Guards sind die eher kleineren Spieler, die sich um den Aufbau oder die Distanzwürfe von den Flügeln kümmern. Gerade letzteres ist eine große Stärke von Obst.
Andreas Obst feiert gelungenes Debüt im Basketball-Nationalteam
Für den Hallenser gilt es also, seine Nische zu finden, wenn er sich im Nationalteam behaupten will. „Lucca Staiger, Karsten Tadda, Patrick Heckmann“, benennt Obst selbst dabei als Haupt-Konkurrenten. Staiger und Heckmann spielen für Meister Bamberg, sind dort aber nur Reservisten. Ebenso Tadda beim Playoff-Kandidaten Oldenburg.
Obst spielt mit den Rockets zwar gegen den Abstieg, bekommt aber viel Spielzeit, kann sich präsentieren. Ein Vorteil im Ringen um die gerade einmal zwölf Kaderplätze?
Zeigen konnte sich Obst definitiv bei seinem Länderspiel-Debüt. Gegen Georgien traf er drei von vier Distanzwürfen, kam auf neun Punkte.
Und erfüllte damit genau die Vorgabe von Bundestrainer Rödl: „Er hat gesagt, dass ich mit Leidenschaft spielen, mutig Würfe von außen nehmen soll“, sagt Obst.
Nächste Chance im Februar
Allerdings erlitt der Hallenser bei seinem Debüt auch direkt einen kleinen Rückschlag. „Ich habe einen Schlag auf den Oberschenkel bekommen, die Folge war ein Pferdekuss“, berichtet Obst. Daher spielte er gegen Österreich nur knapp fünf Minuten, kam auf zwei Punkte.
Seine nächste Chance bekommt Obst aber schon im Februar, dann geht es in der WM-Qualifikation gegen Serbien und erneut Georgien. „Das Team soll gleich bleiben“, erzählt er. Dann will sich Obst wieder zeigen. Im Kampf um die Nische, im Kampf um einen Platz im National-Team. (mz)