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Andreas Obst Andreas Obst führt U20-Nationalmannschaft zu historischem EM-Erfolg

Von Daniel George 25.07.2016, 16:17
Mit 13,9 Punkten war Andreas Obst, hier gegen die Türkei auf dem Weg zum Korb, bester Werfer des DBB.
Mit 13,9 Punkten war Andreas Obst, hier gegen die Türkei auf dem Weg zum Korb, bester Werfer des DBB. FIBA

Halle (Saale) - Das lang gezogene „Morgen“ zur Begrüßung verriet ihn. Andreas Obst war müde am Montagvormittag, als er am Bahnhof in Frankfurt am Main auf seinen Zug wartete. Verständlich. „Es war eine kurze Nacht“, sagte der 20-Jährige. Und es waren unfassbare Tage, die hinter dem Basketballer-Profi aus Halle lagen.

Andreas Obst hat auf der großen Bühne überzeugt. Wieder einmal. Bei der U-18-EM trumpfte er 2014 groß auf, wurde in der B-Gruppe mit Deutschland überraschend Europameister und stieg in die A-Gruppe auf. Nun, zwei Jahre später, führte er die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) endgültig zurück in die europäische Spitze. Deutschland wurde Vierter, verpasste eine Medaille nur knapp. Obst war Anführer, war bester Werfer des Teams.

"Das Ende war aber schon bitter"

Er hätte allen Grund zum Überschwang. Doch kurz nachdem der Flieger aus Finnland in Frankfurt gelandet war, sagte er gewohnt sachlich: „Wir haben gut zusammengespielt und können zufrieden sein, das Ende war aber schon bitter und enttäuschend.“

Da sprach sein unbändiger Ehrgeiz aus ihm. Natürlich: Aus der Heimat gab es während des Turniers viel Lob. „Zu Recht“, wie der 20-Jährige gesund selbstbewusst meint. „Wir haben gezeigt, dass Deutschland wieder ganz oben mitmischen kann.“ Die letzten zwei Spiele aber wurmen ihn: Die Pleiten im Halbfinale gegen den späteren Europameister Spanien (52:61) am Sonnabend und im Spiel um Platz drei am Sonntag gegen die Türkei (61:76).

"Ich wollte vorangehen - und das habe ich getan"

Andreas Obst will immer mehr. Deshalb zählt er zu den größten Talenten, die Basketball-Deutschland zu bieten hat. Seine 13,9 Punkte waren bei der EM der Bestwert im Team von Nationaltrainer Henrik Rödl. Mit starken 28 Punkten führte der Aufbauspieler die deutsche Auswahl im Viertelfinale beim 64:52-Erfolg gegen die Ukraine ins Halbfinale.

Der bescheidene Top-Scorer dazu: „Ich wollte vorangehen - und das habe ich getan. Es lief einfach.“ Es war der größte Erfolg einer deutschen Nachwuchsmannschaft seit 30 Jahren. „Der Weg, den wir gehen, wird uns Erfolge bringen“, meinte Chefcoach Rödl.

Große Erfolge konnte Andreas Obst auch in den vergangenen zwei Jahren feiern. Mit den Brose Baskets Bamberg wurde er zweimal in Folge souverän deutscher Meister. Im ersten Jahr hatte er daran mit fünf Minuten Spielzeit im Schnitt noch einen Anteil, in der vergangenen Saison kam Obst allerdings vorwiegend beim Ausbildungsteam Baunach in der zweitklassigen Pro A zum Einsatz. Dort überzeugte er mit 11,8 Punkten pro Partie.

Wechsel nach Gießen

Doch im mit internationalen Top-Spielern gespickten Bamberger Meisterteam hatte er kaum eine Chance mehr. Andreas Obst wurde deshalb nun innerhalb der Bundesliga zu den Gießen 46ers ausgeliehen.

Den Gedanken gab es schon länger, verrät Obst, der das Basketballspielen beim USV Halle gelernt hat und 2011 ins Jugendinternat nach Bamberg gewechselt war. „In Gießen möchte ich eine größere Rolle spielen, mehr Erfahrung sammeln.“ Den Sprung vom Talent mit sporadischen Einsätzen zum Stammspieler ernsthaft angehen.

Nach der EM ist vor dem Umzug

Beim Überraschungsteam der vergangenen Saison - Gießen verpasste als Aufsteiger nur knapp die Playoffs - soll Andreas Obst viel mehr Spielzeit als bei den Brose Baskets sehen. „Wir sind glücklich, mit ihm ein großes Talent für uns begeistert zu haben“, sagt 46ers-Coach Dennis Wucherer. „Aus sportlicher Sicht ist das der richtige Weg für ihn und Gießen das richtige Umfeld.“

Nach der EM ist für Andreas Obst vor dem Umzug. „Ein paar Sachen muss ich noch aus Bamberg nach Gießen schaffen, dann geht es nach Hause.“ Nach Halle, zu seinen Verwandten und den alten Kumpels. Ein kleiner Mallorca-Urlaub mit der Familie folgt. Wie jedes Jahr, „im selben Hotel“, wie Andreas Obst sagt, „einfach ein bisschen entspannen“. Und die Müdigkeit loswerden vor der nächsten, vielleicht wegweisenden Saison.