Baden am Hufi ausdrücklich verboten? Baden am Hufi ausdrücklich verboten?: Warum die Stadt Halle in einer Zwickmühle steckt

Halle (Halle) - Der Hufeisensee gehört zu Halles beliebten Badegewässern - Warnungen vor Schadstoffen hin oder her. Über die Freigabe des Sees für Schwimmer wird seit Jahren diskutiert. Nun schaltet sich auch Sven Thomas, Chef der DRK-Wasserrettung, in die Debatten ein. Er fordert die Stadt auf, das Baden im Hufeisensee zu erlauben: „Unser Ziel ist es, das Baden dort sicherer zu machen. Muss es wirklich erst einen Todesfall geben, bevor wir handeln können?“ Die Wasserwacht baut am Westufer gerade ein neues Ausbildungs- und Trainingszentrum. Wie dort die Rettung geübt werden soll, solange das Baden im See verboten ist, weiß keiner so richtig.
Die Stadt in der Zwickmühle: Hufi wirklich unbedenklich?
Aber ist das Baden tatsächlich noch ausdrücklich untersagt? Die Antwort aus der Unteren Wasserbehörde der Stadt auf eine Anfrage der MZ lässt Interpretationsspielraum. „Der Hufeisensee ist kein offiziell zugelassenes Badegewässer“, sagt Behördenleiter Steffen Johannemann. Die Baden-verboten-Schilder, die an der Liegewiese standen, sind jedenfalls verschwunden. Duldet die Stadt das Baden auf eigene Gefahr, wohl wissend, dass Hunderte Personen täglich in dem Gewässer Abkühlung suchen?
Tatsächlich ist die Stadt in der Zwickmühle. Der Hufeisensee wird durch Grundwasser gespeist. Und zwei dieser Zuflüsse sind mit chlorierten Kohlenwasserstoffen (LHKW) belastet. Das gefährlichste Gift ist Vinylchlorid, das Krebs erzeugen kann, wenn es direkt mit der Haut in Kontakt kommt. An zwei Stellen fließen die Schadstoffe in den See: im Bereich der Liegewiese und am Nordostufer nahe des Pflegeheims. „Das Badeverbot gibt es seit Jahrzehnten“, sagt Johannemann. Die Schadstoffkontamination wohl auch. Seit 2013 wird ihre Konzentration gemessen. Die Stadt hatte deshalb ein Monitoring für das Grund- und Oberflächenwasser in Auftrag gegeben.
Baden im Hufi: Schadstoffe unbedenklich, sobald sie sich mit dem Seewasser vermischen
Im Frühjahr dieses Jahres wurde der Bericht vorgelegt. Die Ergebnisse sind positiv. Die Bodenluft zeige keine Belastung durch LHKW. Und das Oberflächenwasser sei deutlich geringer belastet als in den Vorjahren. „Es wurde nur vereinzelt eine leichte Überschreitung des Trinkwasser-Grenzwertes festgestellt“, so Johannemann. Also alles in Butter? Nicht ganz. Im Grundwasser ist LHKW nach wie vor gefunden worden. „Und wir erwarten nicht, dass der Schadstoffeintrag in der näheren Zukunft nachlassen wird. Unter diesen Umständen ist weiterhin keine Zulassung als offizielles Badegewässer möglich“, sagt Johannemann.
Wie hoch das Gesundheitsrisiko ist, lässt sich schwer abschätzen. Umweltgutachter warnen davor, im See zu baden. Sie geben allerdings auch zu, dass die Schadstoffe unbedenklich sind, sobald sie sich mit dem Seewasser vermischen. Die Stadt ist nach eigenen Angaben auch weiterhin bestrebt, den Hufeisensee als Freizeit- und Erholungsraum zu erhalten und zu entwickeln. „Unser Ziel ist es, dem Wunsch nach sportlicher Betätigung und Erholung unter Beachtung des Naturschutzes gleichermaßen gerecht zu werden“, sagt Johannemann. Deshalb werde man auch weitere Schadstoffmessungen des Wassers veranlassen. (mz)