Hickhack um Hufeisensee Hickhack um Hufeisensee: Warum Schadstoffwerte immer noch kontrolliert werden müssen

Halle (Saale) - Das Potenzial des Hufeisensee nutzen und den See als Erholungsraum für die Bevölkerung im Osten von Halle und als Raum mit stadtweiter Anziehungskraft zu entwickeln - das sind die ambitionierten Ziele, die die Stadt 2014 für den „Hufi“ festgelegt hat. Einiges davon ist geschafft, so etwa der Bau der
18-Loch-Golfanlage durch Investor Norbert Labuschke. Anderes lässt auf sich warten, zum Beispiel der Ausbau der Rundwege, die nach den Bauarbeiten für den Golfplatz noch immer Buckelpisten sind - alles andere als einladend. Statt der geplanten Einrichtung von offiziellen Badestellen besteht aufgrund einer Giftstoffbelastung durch Vinylchlorid noch immer ein Badeverbot.
Nicht alle Uferbereiche öffentlich zugänglich
Der Grünen-Stadtrat Wolfgang Aldag ist noch aus einem anderen Grund genervt: „Der Golfplatzinvestor kann offensichtlich am Hufeisensee schalten und walten, wie es ihm passt. Darüber hinaus sind viele der Versprechungen seitens der Stadtverwaltung und des Investors nach wie vor nicht erfüllt.“
Aldag nennt unter anderem, dass nicht alle Uferbereiche wie im Bebauungsplan vorgesehen, auch öffentlich zugänglich sind und der vorgesehene Badestrand nun zur Liegewiese degradiert worden ist. „Der Bebauungsplan für den Hufeisensee ist an vielen Stellen nur Makulatur“, so Aldag.
Golfplatz-Investor Labuschke weist die Kritik von sich
Stadträtin Regina Schöps vom Neuen Forum wundert sich über den neuen Ponton am Südwestufer, der im Südwestbereich gebaut worden ist - nach ihrer Meinung nicht im Einklang mit den Bauvorschriften. Doch die Stadtverwaltung wiegelt eine Anfrage ab: Alles sei gesetzeskonform.
Golfplatz-Investor Labuschke weist die Kritik ebenfalls von sich: „Wir haben hier einen Acker umgepflügt.“ Er habe sich an die Vorgaben des Bebauungsplans gehalten. Und ja, er habe auch Zäune gezogen: „Damit haben wir Privatgelände abgesichert,“, betont er - schließlich habe er das Gelände des Golfplatzes von der Stadt erworben.
Stadtrat: „Die Liegewiese ist voller Disteln“
In der CDU breitet sich aber auch Unmut gegenüber der Stadtverwaltung aus: „Die Liegewiese ist voller Disteln“, hat Stadtrat Andreas Scholtyssek beobachtet und die Stadtverwaltung gefragt, ob die Wiese von der Stadt gepflegt wird - die Antwort steht noch aus. „Die Pläne für den Hufeisensee wurden offensiv verkauft, jetzt dauert alles sehr lange“, so Scholtyssek, der trotz allem positiv zu den Projekten am Hufeisensee eingestellt ist.
Recht spartanisch fallen die Antworten der Stadtverwaltung zur Frage der Mitteldeutschen Zeitung aus, warum die Wasserqualität des Hufeisensees eigentlich nicht lange vorher kontrolliert worden ist, als die Pläne für einen Badestrand aufkamen. „Antwort: entfällt. Hinweis: Das Badeverbot besteht bereits seit Jahrzehnten“, lautet das Statement von Stadtsprecher Drago Bock. Im Juni 2016 war der krebserregende Stoff Vinylchlorid an einer Messstelle des Sees in erhöhter Konzentration über dem erlaubten Wert von 0,5 Mikrogramm pro Liter festgestellt worden.
An fünf Beprobungsstandorten liegen die Werte unterhalb des Grenzwertes
Aktuell hat sich nichts daran geändert: „ An fünf Beprobungsstandorten liegen die Werte unterhalb des Grenzwertes der Trinkwasserverordnung. An einer Stelle darüber“, so Bock. Die ermittelten Analysewerte seien in den vergangenen beiden Jahren nahezu konstant geblieben - einmal monatlich werden Proben entnommen.
Ursache dafür ist ein stillgelegtes Chemielager in Diemitz, aus der Schadstoffe über das Grundwasser in den See gelangen. Damit kann der Hufeisensees nicht zum offiziellen Badegewässer umgewidmet werden. „Eine Nutzung des Hufeisensees erfolgt auf eigene Gefahr“, so Stadtsprecher Bock. (mz)