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  7. Energiekrise: Bäckerei Lampe schließt eine Filiale in Halle

Energiekrise in Sachsen-Anhalt Bäckerei Lampe knipst in Halle und der Region das Licht aus

Wegen hoher Energiekosten zieht das Familienunternehmen in mehreren Läden in Halle und der Region vorübergehend die Notbremse und hofft auf die Politik. Welche Filiale sogar dauerhaft schließt.

Von Tanja Goldbecher Aktualisiert: 01.10.2022, 12:16
„Der Bäcker Lampe“ schließt seine Filiale in der Kröllwitzer Straße vorübergehend. Wann der Laden wieder geöffnet wird, ist unklar.
„Der Bäcker Lampe“ schließt seine Filiale in der Kröllwitzer Straße vorübergehend. Wann der Laden wieder geöffnet wird, ist unklar. Foto: Jessica Quick

Halle (Saale)/MZ - Fünf Glühbirnen sind abgedruckt - aber nur eine davon ist gelb ausgemalt. „Aufgrund der hohen Energiepreise bleibt diese Filiale vorübergehend geschlossen“, steht darunter in großer Schrift.

Das Plakat ist hinter die Fensterscheibe der Lampe-Bäckerei beim Ärztehaus in der Kröllwitzer Straße geklebt. Die Anwohner müssen dort künftig auf Brot, frisch gebackene Brötchen und Kuchen verzichten. Die Thüringer Bäckerei zieht – wie es auf dem Plakat ebenfalls sinnbildlich dargestellt ist – aber nicht nur in diesem Laden den Stecker.

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Betroffen sind noch weitere Filialen in Halle und der Region. Auch „Der Lampe Bäcker“ in der Pestalozzistraße, ein Geschäft in Bad Dürrenberg und weitere in Leipzig bleiben geschlossen, bis es eine Lösung für die gestiegenen Energiekosten gibt. Die Lampe-Filiale im Netto-Supermarkt am Böllberger Weg schließt das Unternehmen zudem dauerhaft. Von bisher 60 Filialen in der Region bleiben nur 50 geöffnet. Die Mitarbeiter aus den geschlossenen Läden werden auf die anderen Geschäfte verteilt.

Wir versuchen so viel zu sparen, wie wir nur können.

Stephan Lampe, Gesellschafter

„Wir versuchen so viel zu sparen, wie wir nur können“, sagt Stephan Lampe, einer der Gesellschafter des Familienunternehmens. Dabei sei die Firma nicht drumherum gekommen, ganze Filialen zu schließen. Während das Unternehmen für einen Laden früher etwa 500 Euro pro Monat für Strom zahlen musste, würden die Kosten mittlerweile bei 3.000 bis 4.000 Euro liegen. Zugleich würden die Kunden zaghafter und seltener beim Bäcker einkaufen. Die Anzahl der Kassenbons hat sich laut Lampe um zehn Prozent reduziert.

Die Daten werden von der Good Conversations gGmbH erhoben und verarbeitet.

Als Folge hat die Bäckerei zudem ihr Angebot eingeschränkt. Anstatt zwei verschiedenen Dinkelbrötchensorten gibt es in den verbliebenen Filialen nur noch eine, anstatt acht Kuchensorten nur noch vier. „Wir versuchen, Rohstoffe zu sparen und zugleich so viel wie möglich selbst anzumischen“, sagt der Thüringer Geschäftsmann. Wenn ein Kilo Brot heute rund vier Euro kostet, müssten die Kunden eigentlich acht bezahlen, damit sich der Verkauf für das Unternehmen rechnet. Doch dann, so befürchtet die Bäckerei, würden noch mehr Kunden lieber zu Fertigbackwaren im Supermarkt greifen. Auch die Überlegung, die Brötchen bereits fertig an die Filialen zu liefern, würde zwar Kosten sparen, aber auch die Qualität verringern.

Die Handwerkskammer Halle kennt die Sorgen der Branche. „Bäcker sind sehr stark betroffen, da es kaum schnell umsetzbare Alternativtechnologien gibt, um Brot und Brötchen zu backen“, sagt Hauptgeschäftsführer Dirk Neumann. Durch die Energiekrise hätten aber auch Fleischer und Konditoren zu kämpfen. Neumann bestätigt, dass Bäcker im Gegensatz zu anderen Gewerben die gestiegenen Kosten kaum durch höhere Preise abfedern könnten. Bei verdreifachten Brötchenpreisen würden die Kunden zu Discountern abwandern. Laut Neumann könnten diese die Produkte zwar günstiger anbieten, würden aber auch keine echten Backwaren produzieren. Vielmehr müssten die Produkte zum Teil selbst fertigbacken werden.

Der Bäcker Lampe hofft nun auf Unterstützung aus der Politik. Die Bundesregierung hat in dieser Woche zunächst eine mögliche Obergrenze für Gaspreise in Aussicht gestellt. Auch für Strom gibt es die Überlegung, die Preise zu deckeln. Solange die Hilfen noch nicht konkret festgelegt sind, wartet die Großbäckerei jedoch ab. „Wir hoffen, dass wir die vorübergehend geschlossenen Filialen irgendwann wiedereröffnen können“, sagt Lampe.