Volker Kutscher Babylon Berlin Volker Kutscher: Meine Romane weichen sehr stark von "Babylon Berlin"ab
Halle (Saale) - In einem dunkelblauen Anzug nimmt Volker Kutscher auf dem kleinen Podium im Literaturhaus an der Bernburger Straße Platz. Der Moderator fragt den Schriftsteller, wie oft dieser schon in Halle gewesen ist. „Ich bin tatsächlich zum ersten Mal in der Stadt“, antwortet Kutscher fast etwas verlegen. Und auch dieser Besuch hängt maßgeblich mit seinem Auftritt bei der Leipziger Buchmesse zusammen. „Bei weiteren Einladungen komme ich aber gern wieder“, setzt der Autor mit einem verschmitzten Lächeln nach.
Seine hallesche Leserschaft würde es ihm danken. Rund 150 Menschen haben sich an diesem Freitagabend für die Lesereihe „Halle liest mit“ im Publikum eingefunden. Etliche halten Kutschers neusten Roman seiner Krimiserie um den Kommissar Gereon Rath „Marlow“ in den Händen. Schauplatz ist Berlin in den 30er Jahren. Der Hauptcharakter klärt bizarre Mordfälle auf, während Hitler allmählich die Macht an sich reißt. „Ich erzähle die Vergangenheit aus der Perspektive der Zeitgenossen“, sagt Kutscher.
Volker Kutscher: Ich will erreichen, dass die Menschen aufmerksamer durch die Gegenwart gehen
Schließlich konnten die Menschen damals nicht sofort absehen, dass sich ein Massenmord aus den anfänglichen Nazi-Aufmärschen ergeben würde - so wie auch die heutige Zeitgeschichte vermutlich erst Jahre später wirklich verstanden werden wird. Doch genau dafür will Kutscher zwischen den Zeilen seiner Krimiserie sensibilisieren. „Ich will erreichen, dass die Menschen aufmerksamer durch die Gegenwart gehen, damit sich die Geschichte wirklich nie mehr wiederholt“, sagt der frühere Journalist.
Mit seinen Büchern hat Volker Kutscher ganz offensichtlich einen Nerv getroffen, die Publikationen erschienen mittlerweile in 21 Ländern. Seine Bekanntheit ist zudem durch die Adaption seiner Werke für die Fernsehserie „Babylon Berlin“ von Regisseur Tom Tykwer gestiegen.
Volker Kutscher: Romane weichen sehr stark von der Krimireihe „Babylon Berlin “ab
Kutscher betont, dass die Romane allerdings für sich stehen und die beliebte Serie sehr stark von der Krimireihe abweicht. „Da kann ich selbst immer wieder überrascht sein, wie es in der Serie weitergeht“, sagt Kutscher mit einem Schmunzeln - trotz der schweren Thematik, zeigt sich Kutschers humorvolles und zugleich bodenständiges Gemüt.
Mit Humor nimmt der Schriftsteller auch die Anregung des Moderators auf, im nächsten Buch - es sollen noch zwei weitere Romane folgen - einen halleschen Charakter einzubauen. Mit dem SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich gebe es immerhin historische Vorbilder. Eine Verfilmung von „Babylon Halle“ ist also gar nicht so abwegig. (mz)
