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Ausstellung verrät  Ausstellung verrät : Darum zieren Kuh und Pferd Halles berühmteste Brücke

Von Katja Pausch 24.11.2018, 14:05
Eigens zur Ausstellungseröffnung in der Kunsthalle Talstraße werden Kuh und Pferd an der Giebichensteinbrücke angestrahlt.
Eigens zur Ausstellungseröffnung in der Kunsthalle Talstraße werden Kuh und Pferd an der Giebichensteinbrücke angestrahlt. Silvio Kison

Halle (Saale) - Jeder in Halle kennt sie: Kuh und Pferd, die diesseits und jenseits der Saale die Kröllwitzer Brücke säumen. Ihrem Schöpfer, Gerhard Marcks, ist jetzt eine Ausstellung in der Kunsthalle Talstraße gewidmet, die zugleich auch das Werk von Marcks’ Schülerin Marguerite Friedlaender würdigt.

Die Keramikerin (1896 bis 1985) und den Bildhauer (1889 bis 1981), die beide bis zu ihrer Entlassung und Vertreibung durch die Nationalsozialisten 1933 an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein lehrten, verband eine lebenslange Freundschaft.

Ausstellung in Halle: So hätte die Kuh an der Giebichensteinbrücke auch aussehen können

„Wir machen nach Halle“ - unter diesem Motto zeigt der Kunstverein Talstraße in der Kunsthalle neben zahlreichen Plastiken von Marcks auch einen zweiten Entwurf der Kuh für die Kröllwitzbrücke. Dieser, vor einem wandfüllenden Schwarz-Weiß-Foto Hans Finslers, der die Giebichensteinbrücke 1928 ablichtete, zog die Blicke vieler Galeriebesucher auf sich.

So also hätte die Kuh an der Brücke auch aussehen können? Ja, hätte sie. Doch Marcks hatte sich statt für die 1926 entworfene liegende Kuh für die heute bekannte, stehende entschieden.

Giebichensteinbrücke in Halle: Gerhard Marcks plante zunächst gar keine Tiere

Dabei sollten nach Marcks’ Vorschlag zunächst gar keine Tiere, sondern zwei elf Meter hohe Steinfiguren aus der Mythologie an den Pfeilern stehen: auf Kröllwitzer Seite der römische Feldherr Drusus, auf der Stadtseite die germanische Seherin Albruna. Doch die Stadt als Auftraggeber lehnt ab - und Marcks, ein begnadeter Tierzeichner, bringt Kuh und Pferd ins Spiel. Aus Kostengründen werden die Tiere aus Beton gegossen statt wie vorgesehen aus Basalt gehauen.

In Halle, so nachzulesen im Katalog zur Ausstellung, erzählt man die Geschichte, wonach ein belgischer Braunschimmel aus dem Gestüt Kreuz für das Brückenpferd Modell gestanden haben soll. Laut der Haustierkundlichen Sammlung der Universität handelt es sich dabei um ein Pferd namens Beau Fils de Nasst, das von 1923 bis 1940 gelebt und die deutsche Kaltblutzucht geprägt hat. Die Kuh dagegen sei namenlos. Amüsiert hat sich Marcks indes bezüglich der Deutung der Tiere geäußert.

„Das arme Publikum! Es zerbricht sich jetzt die Köpfe, was Pferd und Kuh an der Brücke zu bedeuten hätten.“

In einem Brief schreibt er: „Das arme Publikum! Es zerbricht sich jetzt die Köpfe, was Pferd und Kuh an der Brücke zu bedeuten hätten.“ Dabei sei es ganz einfach: Die Tiere stünden für die Verbindung der südlich-städtischen mit der nördlich-ländlichen Seite der Stadt - „so, wie die Brücke selbst es ganz praktisch tut.“ Die Tiere, denen Marcks ursprünglich jeweils einen führenden Menschen zur Seite stellen wollte, stehen bis zum Bauch im Wasser und stemmen sich mit ihren massigen Körpern gegen das ihnen entgegen-strömende Wasser der Saale.

Kuratiert wird die Ausstellung, die in Kooperation mit der Kunsthochschule Burg Giebichenstein entstanden ist, von Renate Luckner-Bien und Katja Schneider. Am 29. November, 19.30 Uhr, gibt es im Kleinen Salon der Kunsthalle ein Gespräch mit ihnen zur Ausstellung. (mz)

Gaby Nöther-Flieg vor Gerhard Marcks Kuh-Entwurf aus dem Jahr 1926
Gaby Nöther-Flieg vor Gerhard Marcks Kuh-Entwurf aus dem Jahr 1926
Silvio Kison