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Ausstellung im Kunstverein Ausstellung im Kunstverein: Eine Fülle mit feinem Strich

Von Iris Stein 28.07.2016, 13:30
Dietzel, wie man ihn weniger kennt: Illustration zu Arthur Millers Stück „Der letzte Yankee“
Dietzel, wie man ihn weniger kennt: Illustration zu Arthur Millers Stück „Der letzte Yankee“ Lutz Winkler

halle - Was für eine Fülle, was für eine Bandbreite! Selbst wer glaubt, das Werk des halleschen Malers und Grafikers Theo Dietzel (1926-2014) gut zu kennen, wird überrascht sein. Die neueste Ausstellung des Halleschen Kunstvereins - Theo Dietzel war von der Wiedergründung 1990 an Mitglied - präsentiert das Werk des in Weißenfels Geborenen in schönster Ausführlichkeit.

Die meisten kennen wohl seine Radierungen, die mit feinem Strich oft kleinformatig-filigran die Architektur der Saalestadt zeigen. Ein Blick vom „Galli“, der hallesche Markt, das Löwengebäude und der Dom, Moritzkirche und Roter Turm - alles festgehalten. Doch Theo Dietzel, der von 1947 bis 1951 an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Malerei und Grafik unter anderem bei Carl Crodel und Erwin Hahs studierte, konnte und wollte mehr zeigen. Intensiv beschäftigte er sich mit Literatur und schuf eine Fülle von Blättern, die sie auf schönste Weise illustrieren.

Radierfolge zu Goethes „Italienischer Reise“

Das gilt beispielsweise für eine Radierfolge zu Goethes „Italienischer Reise“, die 2003/2004 entstand. Gemeinsam mit seiner Frau Elsa hatte der Künstler zuvor auf Goethes Spuren Italien erkundet und die Reise des Dichters quasi nachvollzogen. Nahes Herantreten an die Werke und genaues Betrachten lohnt sich bei diesen dicht gestalteten Motiven besonders.

Großformatig und farbig prangen dagegen die Zeichnungen und Aquarelle zu anderen literarischen Werken an den Wänden. Ob im Jahr ihres 400. Todestages zu Miguel de Cervantes „Don Quichotte“ und William Shakespeares „Richard III.“, ob zu Arthur Millers „Der letzte Yankee“ oder zur griechischen Mythologie: „Es wird für viele eine Überraschung sein zu sehen, mit welcher Großzügigkeit, welchem Temperament und welcher Farbintensität hier der Künstler überzeugt.“ So formulierte es zur Vernissage Hans-Georg Sehrt, 1. Vorsitzender des Halleschen Kunstvereins.

Karikaturhafte und schelmische Darstellung

Sehr bescheinigt Theo Dietzel zudem eine ausgeprägte Fähigkeit zu karikaturhafter und schelmischer Darstellung, die den besonderen Reiz der Arbeiten ausmache. Gerade dieses Karikaturhafte wird viele daran erinnern, dass der Grafiker und Zeichner auch das Gesicht dieser Zeitung lange Zeit prägte. Mehr als 30 Jahre gestaltete Theo Dietzel Zeitungsseiten insbesondere für die Wochenendbeilage „Blick“ und lieferte kleine Zeichnungen zur Textillustration für die „Freiheit“. Noch bis 1993 arbeitete er für die „Mitteldeutsche Zeitung“.

Doch gemalt und gezeichnet hat Theo Dietzel Zeit seines Lebens bis ins hohe Alter. Wer jemals einen Brief von ihm bekommen hat - Theo Dietzel schrieb gern, launig und interessant -, wird die Blätter mit der schwungvollen Handschrift aufbewahren, nicht zuletzt, weil sich auch darin Zeugnisse seiner zeichnerischen Könnens finden. Kleine Szenen seines Alltags, beispielsweise wie der Urenkel dem mittlerweile über 80-Jährigen zum Geburtstag gratuliert. In seinen letzten Lebensjahren an Demenz erkrankt, gehörten Stift und Papier dennoch zu den Dingen, die er auch im Pflegeheim hin und wieder noch zur Hand nahm.

Nun bietet die Ausstellung Gelegenheit, sich an einen Künstler der Saalestadt zu erinnern, der übrigens schon vor 40 Jahren mit dem Kunstpreis der Stadt Halle geehrt wurde. Dass bei der Gestaltung der Schau aus der großen Fülle des Werkes frei ausgewählt werden konnte, ist ein sichtbarer Gewinn für alle, die Theo Dietzel schon immer mochten oder ihn nun näher kennenlernen wollen. Vieles in zwei Mappen Offeriertes kann zu sehr freundlichen Preisen als Andenken mitgenommen werden.

Theo Dietzel - Malerei, Pastelle, Zeichnungen, Druckgrafik. Bis 16. September Kleine Galerie des Halleschen Kunstvereins, Große Klausstr. 18, geöffnet donnerstags und freitags 15 bis 17 Uhr (mz)