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Auch Halle hat seine CSI-Ermittler

Von Michael Deutsch 06.12.2006, 16:41

Halle/MZ. - Sie lösen jeden Fall: Die Ermittler aus der amerikanischen Fernsehserie "CSI - Den Tätern auf der Spur". Mit moderner Technik und skurrilen Experimenten suchen die TV-Forensiker den Tatort nach Spuren ab. Und: Nach einer Stunde ist jeder Täter überführt.

Aller Film-Kritik zum Trotz entgegnet Ronald Braune, "dass die Serie sehr nah an der Wirklichkeit ist". Dazu trat am Mittwoch der Leiter der Kriminaltechnik aus der Polizeidirektion Halle gleich den Beweis an. Er öffnete die Tür seines geheimen Reiches, das da sieben moderne kriminaltechnische Labors vereint, die sich keineswegs hinter der aufgepeppten Hollywood-Filmkulisse zu verstecken brauchen.

"Die Technik, die in der Serie zum Einsatz kommt, gibt es tatsächlich", sagt der 44-jährige Kriminaloberkommissar und beginnt zunächst mit dem wohl bekanntesten TV-Utensil: der Tatortleuchte. Nachdem Braune die Lampe angeknipst hat, werden feinste Staubpartikel durch das extrem blaue Xenonlicht auf seiner Tischplatte sichtbar. Spannender wird es mit den vorgesetzten Farbfiltern, die Licht unterschiedlicher Wellenlängen erzeugen. "Mit unseren aufgesetzten Farbfilterbrillen in Gelb, Orange und Rot wird sichtbar, was dem bloßen menschlichen Auge verborgen bleibt", sagt der Ermittler. "So spüren wir Blut-, Sperma- und Fingerspuren, auch Faserreste und feinste Härchen am Tatort auf.

Ein weiteres Highlight aus dem 10 000 Euro teuren Tatortkoffer ist das Luminol. Das ist eine chemische Substanz, welche Blutspuren, die bereits vom Täter weggewischt worden, wieder sichtbar macht. "Auch das funktioniert genau wie bei den CSI-Ermittlern", zeigt Braune den bläulich gefärbten Indikator und bereitet gleich noch eine Zwei-Komponenten-Abformmasse zu, mit der sich am Tatort Formspuren aller Art konservieren lassen.

Vom Tatort zurück beginnt in den Laboren die Kleinarbeit. Sechs Ermittler wuseln hier in weißen Laborkitteln durch die Räume. In einem Cyan-Acrylat-Bedampfungsschrank werden etwa Fingerabdrücke mit Hilfe von Cyan-Dämpfe sichtbar. "Das funktioniert, weil sich das Cyan am Fett der Abdrücke festsetzt. Zurück bleibt ein weißer, gut sichtbarer Fingerabdruck." Nach gleichem Prinzip, nur mit Jod-Dämpfen, werden Abdrücke auf Papier-Dokumenten lesbar. "Doch nicht alle Rätsel können nach diesem Verfahren gelöst werden. Deshalb haben wir Rezeptlisten entwickelt", sagt Braune. Schwierig seien etwa Fingerabdrücke auf Geldscheinen auszumachen. Aber die Stoffe Methanol, Eisessig und Butylmethylether ins richtige Verhältnis zueinander gesetzt, verraten auch hier den Täter.

"Allerdings", so muss der hallesche CSI-Mann doch zugeben, "stimmt nicht alles im Film". Zum Beispiel die Bestimmungszeit von DNS-Spuren. Für die Auswertung der Proben benötigte man mit Trocknung und Analyse gut vier Tage.