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Artenreiches Pilzvorkommen Artenreiches Pilzvorkommen: Von Ritterlingen und Hexenpilzen

Von Heidi Pohle 12.10.2001, 18:24

Halle/MZ. - Wetten, dass man in der Dölauer Heide innerhalb einer Stunden rund 30 verschiedene Arten Pilze findet? Rudolf Knoblich schmunzelt nur. Aber der große Einkaufskorb, der am Arm des Leiters der Fachgruppe Mykologie beim Naturschutzbund schaukelt, müsste jeden, der dagegen halten will, misstrauisch machen. Selbst bei jenen, die Pilze nur aus der Gaststätte kennen, dürfte sich herumgesprochen haben, dass in diesem Jahr die Pilze aus dem Boden schießen wie lange nicht mehr.

Also los geht es, und zwar am Heidebahnhof. Gleich dahinter beginnt der Wald. Ein Pilz! Wo? Na, da. Knoblichs Augen sind trainiert. Selbst den Burschen, der fast farbgleich mit Laub und Nadeln am Boden hockt, hat er sofort gesehen. "Ein nebelgrauer Trichterling, den nehme ich nicht, der riecht parfümiert." Aha. Und der kleine Rosafarbene unter Efeu-Ranken? Riecht wie Rettich, heißt auch so - Rettich-Helmling - und ist giftig.

Auf einmal hält Knoblich ein putziges, dickbauchiges braunes Ding in die Höhe. "Das ist ein Halskrausen-Erdstern", sagt Knoblich, "aber kein Speisepilz." Längst nicht alle der rund 6 500 Arten in Mitteleuropa seien Speisepilze. Viele hielten einfach "nur" das ökologische Gleichgewicht der Natur aufrecht. Und wie viele Arten gibt es in der Dölauer Heide? Knapp 600.

Die kennt der 65-jährige frühere Schweiß-Ingenieur auch nicht alle, wie sich bei einem grauhütigen Täubling zeigt. Täublinge seien nicht seine Spezialstrecke, winkt er ab. Trotzdem bückt er sich und dreht ihn heraus. Das nächste Mal wird er den Namen wissen. Weiter geht es. Knoblichs Augen wandern über den Boden. Da, ein graziles Exemplar, wie aus dem Bilderbuch. "Der grünblättrige Schwefelkopf ist giftig", knurrt der Hobby-Mykologe über die Laienvorstellung, dass schöne Pilze auch essbar sind.

Von den echten Reizkern wandern etliche in Knoblichs Korb. Aber nicht, bevor er sie von Erde, Nadeln und winzigen Schnecken befreit hat. Einen nach dem anderen schneidet er ab. Darf man denn das? Müssen Pilze nicht herausgedreht werden? Das könne man halten, wie man wolle, so der Experte. Nur wenn man zum Pilzberater gehe, sollte man den ganzen Pilz mitbringen, um kein Merkmal zu unterschlagen. Wie aufs Stichwort kommt ein Knollenblätterpilz ins Blickfeld. Der kleine Kerl ist ein gelber Knollenblätterpilz und nicht ganz so giftig wie sein grüner Bruder. Beide haben ein unfehlbares Merkmal - die dicke Knolle.

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