Anja Nititzki Anja Nititzki: "Ich bin da eine richtige Rampensau"

Halle (Saale) - Das erste Mal endete rabiat, überraschend und tragisch. Nicht nur für den Leser, sondern auch für Anja Nititzki selbst, die sich von den beiden Hauptfiguren aus ihrem E-Mail-Roman „Vermailt“ nicht so recht verabschieden wollte. „Ich komme nach Hause und niemand ist da“, erinnert sich die 42-Jährige, „Anna und Roger waren einfach so verschwunden“.
Also setzte sie sich wieder an den Schreibtisch und spann die Geschichte weiter. Seit wenigen Tagen steht jetzt der Nachfolger „E-Date“ in den Regalen. Er spielt im Jahr 2019, sieben Jahre nachdem sich im ersten Buch der verheiratete Vater Roger aus Bonn und die Leipzigerin Anna per E-Mail verliebt hatten.
„E-Date“ als Hörbuch aufgenommen
Wie schon bei „Vermailt“ hat Anja Nititzki zusammen mit weiteren Sprechern auch „E-Date“ als Hörbuch aufgenommen. „Die ping-pongartige Erzählweise schreit geradezu nach dieser Umsetzung“, sagt die Hallenserin. Auf unbekanntes Terrain musste sie sich dafür nicht vorwagen, denn sie steht seit 15 Jahren beim MDR-Fernsehen, unter anderem für die Sendung „Sachsen-Anhalt heute“, vor und hinter der Kamera. Texte einzusprechen gehört für sie zum Tagesgeschäft.
Wenn die Reporterin privat in der Stadt unterwegs ist, kommt es nicht selten vor, dass sie von den Hallensern auch erkannt wird. „Die Leute sind sehr freundlich, wenn sie auf mich zukommen“, sagt sie, „Die meisten wollen dann auch gar kein Autogramm, sondern mich einfach einmal in den Arm nehmen und drücken.“
Zum Fernsehen kam sie über einige Umwege. Nach ihrem Diplom in Agrarwissenschaften an der Martin-Luther-Universität arbeitete sie in Hamburg für die Mitarbeiterzeitschrift einer Software-Firma, kam aber schon bald wieder in ihre Heimat Halle zurück und schrieb für Fachmagazine. Immer allein am Schreibtisch zu sitzen, war der Frohnatur auf Dauer zu einsam und so landete sie schließlich vor der Kamera: „Probleme mit Aufregung hatte ich von Anfang an nicht. Ich bin da eine richtige Rampensau.“
Vor laufender Kamera kaputtgelacht
Nach ersten Berichten über Benzinklau an der Tankstelle und Zeckenalarm im Sommer hat sie schnell Fuß gefasst. Auch daran, dass gerade bei Live-Übertragungen nicht immer alles glatt läuft, hat sie sich längst gewöhnt. Während eines Beitrags über Maulesel musste sie sich vor laufender Kamera kaputtlachen. Auf der Grünen Woche in Berlin hingegen hatte ein nicht wirklich zierliches Tier wohl Angst, nicht genug vom Rampenlicht abzubekommen: „Da hat mich ein Wasserbüffel aus dem Bild gekickt.“
Unerwartetes gehört für Anja Nititzki zum Beruf dazu. Einen Roman zu schreiben, war allerdings eine ganz neue Herausforderung. „Für einen Drei-Minuten-Beitrag habe ich eine oder eineinhalb Seiten Text. Für einen Roman muss ich ganz anders planen.“ Und daran scheint sie Gefallen gefunden zu haben, denn gleichzeitig zu „E-Date“ ist in digitaler Form als E-Book ein weiterer Roman, „Halbzeiten“, erschienen.
Darin geht es weniger um Liebe, als um Entscheidungen in der Mitte des Lebens. „Darüber mache ich mir auch Gedanken, dass schon bald mehr Vergangenheit hinter als Zukunft vor mir liegt“, erklärt Anja Nititzki. Dazu gehört auch die Frage, was man selbst erreicht hat und mit wem man seine Zeit verbringt. Ein Mann muss das für sie nicht unbedingt sein: „Ich mache gerade Beziehungsfasten.“ Deshalb hat sie ihr Herz gerade nur an zwei „Männer“ verschenkt: ihr Saab-Cabrio mit Baujahr 1988, das gern durch technische Allüren auffällt und deswegen „Lord“ heißt, und ihr Pferd „Fortuno“. Der Trakehner steht in Prussendorf bei Zörbig und gehört zu ihren festen Entspannungsritualen. (mz)