Angriff auf Turner Matthias Fahrig Angriff auf Turner Matthias Fahrig: "Plötzlich lag ich blutend am Boden"

Halle (Saale) - Sein Gesicht ist geschwollen, die Bemerkung, „es tut noch richtig weh“, muss gar nicht sein. Matthias Fahrig ist anzusehen, dass es ihm gesundheitlich gerade nicht gut geht. Sein zwei Mal gebrochener Unterkiefer - einmal am Gelenk, einmal vorn - ist inzwischen mit zwei Platten, die von zwölf Schrauben gehalten werden, fixiert. Am Freitag ist er in Freiburg operiert worden, auch ein Zahn musste gezogen werden, am Montagabend kam er dann mit dem Zug zurück nach Halle.
Auch, wenn er den Mund kaum aufbekommt, redete der Turner am Dienstag erstmals über die schrecklichen Ereignisse eine Woche zuvor, deren schlimme Folgen er sichtbar trägt. Ein ortsbekannter Schläger hatte ihm in Todtnau im Breisgau ein Bierglas ins Gesicht geschlagen und so den Kiefer gebrochen. Doch wie konnte es dazu kommen? Der ehemalige Turn-Europameister (2010) erzählt: „Wir waren in einer großen lustigen Runde in einer Kneipe Abendessen. Aus der Turn-Nationalmannschaft waren zum Beispiel auch Marcel Nguyen und Andreas Bretschneider dabei. Vielleicht polarisieren wir auch“, so Fahrig. Egal. Dann war jener Typ an den Tisch gekommen, der sich offenbar gestört fühlte und hat die Truppe angepöbelt. „Ich habe dann schlichtend eingegriffen und nur gesagt, er solle sich doch bitte nicht aufregen“, so Fahrig.
Matthias Fahrig wurde immer wieder ohnmächtig
Das half nichts. „Plötzlich lag ich blutend am Boden - und dann, blinker, blinker, lag ich im Krankenwagen, blinker, blinker, nun im Krankenhaus“, berichtet Fahrig von dem Wenigen, was er mitbekommen hatte, weil er immer wieder ohnmächtig wurde. „Der Angriff war einfach nicht vorhersehbar, wenn man so etwas ahnt, kann man ausweichen. Ich konnte das nicht, ich hatte keine Chance“, sagte Matthias Fahrig. Eines schließt der Halb-Kubaner aber ganz sicher aus: „Der Angriff hatte bestimmt keinen rassistischen Hintergrund.“
Im Breisgau waren die Turner, diejenigen die bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr beschäftigt sind, übrigens, um sich bei einer turnusmäßigen Gesundheits-Untersuchung vom Arzt die Tauglichkeit für ein weiteres Dienstjahr bestätigen zu lassen. „Da ich im Krankenhaus lag, habe ich den Check auch noch verpasst. Jetzt muss ich da nochmal hin“, sagt Fahrig und muss über sein doppeltes Ungemach dann schon ein wenig schmunzeln - etwas schief.
An Turn-Training ist aktuell natürlich nicht zu denken. Außerdem geht die Zeit diese Woche für Arztbesuche und Beratungen bei seinem Anwalt und der Polizei drauf. Den Schläger, der am selben Abend noch in Handschellen abgeführt worden war, erwartet eine Anzeige wegen schwerer Körperverletzung.
„Langsam werde ich mich dann wieder ans Training tasten. Vielleicht fünf Wochen dauert es, bis ich wieder voll dabei bin“, sagt Fahrig, der unbedingt zu den Olympischen Spielen 2016 will.
Ein mentales Trauma hat er von dem Vorfall übrigens nicht davongetragen: „Ich werde weiter in Kneipen Essen gehen.“ (mz)