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Halle setzt auf 50:50-Regel Ampelfrauen sind in Halle (Saale) auf dem Vormarsch

Von Julia Rau und Alexander Schultz 18.05.2017, 05:00
Ein Ampelmädchen.
Ein Ampelmädchen. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Ein kleiner Mann mit Hut in rot und grün - seit 1969 ziert das Ampelmännchen sogenannte Lichtsignalanlagen. Sein Erfinder, der Verkehrspsychologe Karl Peglau, wäre heute 90 Jahre alt geworden. Doch das nach der Wende zum Sinnbild der Ostalgie gewordenes Ampelmännchen ist nicht mehr allein. Vor allem in Halle gesellt sich seit zwei Jahren immer öfter ein weibliches Pendant hinzu.

Bei der Einführung der neuen Signalanlagen am Hansering waren die Hallenser geteilter Meinung. Von einem Symbol für Gleichstellung bis zur völligen Verballhornung der Gleichberechtigung war die Rede.

Erste Ampelfrau in Halle am Hansering

Die Ampelfrau, die 1997 vom Grafiker Hans-Jürgen Ellenberger geschaffen wurde, ist eher ein Ampelmädchen, das im knielangen Rock und mit Schleife im Zopf losstiefelt. Eine Symbolik, die immer mal wieder auch kritisiert wurde, weil sie stereotype Rollenbilder aufnehme.

Der Hansering bot 2015 die einzige Möglichkeit, auch in Halle erstmals eine Ampelfrau anzubringen, weil dort zwei Fußgängerampeln aufgestellt sind. Die Gleichstellungsbeauftragte Susanne Wildner hatte bereits vor Jahren die Ampelfrau ins Gespräch gebracht, nachdem die erste Ampel mit Zöpfe-Mädchen in Dresden gefeiert worden war.

Halle macht eine 50:50-Regel für Ampelmännchen und Ampelmädchen

Nachdem man sich innerhalb der Verwaltung geeinigt hatte, von Halles Signalanlagen Männer und Frauen leuchten zu lassen, folgt die Stadt nun einer 50:50-Regel. Immer wenn neue Signalanlagen gebaut oder bestehende rekonstruiert werden, bekommen sie abwechselnd Männchen oder Mädchen.

Stadtsprecher Drago Bock sagte bereits vor drei Monaten, dass die Stadt ein Interesse daran habe, mehr Ampelmädchen ins Straßenbild zu bringen, weil „deren Installation auf moderne und zugleich humorvolle Weise die Gleichstellungsarbeit der Stadt unterstützt“. Die Kosten für ein Ampelmädchen sind laut Stadt übrigens genauso hoch wie die für Ampelmännchen: Beide kosten jeweils gerade einmal 15 Euro.

Hier gibt es in Halle Ampelfrauen

Bislang leuchten bereits an sieben Knotenpunkten der Saalestadt rote und grüne Ampelfrauen. Laut Bock sollen in diesem Jahr voraussichtlich noch fünf weitere dazukommen. So werden am Südstadtring/Brüsseler Straße, Freyburger Straße/Karlsruher Allee, Böllberger Weg/Ludwigstraße und Böllberger Weg/Vor dem Hamstertor Ampelanlagen überarbeitet. Zudem soll eine neue Fußgängerampel an der Dessauer Brücke dann Ampelmädchen bekommen.

„Ich finde, es ist nach wie vor eine schöne, humorvolle Weise, ein Zeichen zu setzen, überbewerten sollte man das nicht, mehr als ein Zeichen ist es nicht“, sagte Wildner im Februar. Trotzdem sei sie glücklich, dass sie ihre Kollegen nicht ständig daran erinnern muss, auch mal ein Ampelmädchen einzubauen. „Das machen die von sich aus und das freut mich sehr. Ich leite mal kühn daraus ab, dass es vielleicht eine Tendenz in den Köpfen gegeben hat.“

Ampelmännchen-Erfinder Peglau hat vom Quotenkampf an der Ampel nicht mehr viel mitbekommen. Er verstarb 2009. (mz)