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Älteste Musikpädagogik in Deutschland Älteste Musikpädagogik in Deutschland: Wie die MLU in Halle Musiklehrer ausbildet

Von Tanja Goldbecher 15.01.2020, 10:00
Mit einem Konzertabend von Studierenden hat die Musikpädagogik am Montag ihr Jubiläumsjahr eingeläutet.
Mit einem Konzertabend von Studierenden hat die Musikpädagogik am Montag ihr Jubiläumsjahr eingeläutet. Silvio Kison

Halle (Saale) - Wer Musik in der Schule unterrichten will, muss auch selbst ein sehr guter Musiker sein. Am Institut für Musik, Medien- und Sprechwissenschaften der Martin-Luther-Universität gibt es deshalb jedes Jahr eine Eignungsprüfung. Die rund 100 Studienanwärter müssen sich nicht nur auf einem Instrument beweisen. Es sind auch Kenntnisse auf dem Klavier und im Gesang gefragt. 36 neue Studierende haben die Prüfung im vergangenen Jahr bestanden.

Die Musikpädagogik hat anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens eine ganze Reihe von Veranstaltungen geplant. Am 23. Januar findet ein studentischer Musizierabend und am 29. Januar eine musikalische Improshow von „Händels Harlekinen“ statt.

Den Höhepunkt des Jahres bildet eine Festwoche vom 26. bis 30. Oktober. An diesen Tagen gibt es jeden Abend Konzerte, bei denen studentische Musiker und Sänger sowie Institutsensembles wie die Uni-Bigband und der Kammerchor auftreten.

Zu DDR-Zeiten hatte Musikerziehung festen Stellenwert an der Universität 

An der Uni werden seit 70 Jahren Musiklehrer ausgebildet. Die hallesche Musikpädagogik ist damit die älteste an einer deutschen Universität – und eine der renommiertesten. Der erste Januar 1950 gilt als offizielles Gründungsdatum. Lehrstuhlinhaber Max Schneider hatte den Auftrag, ein selbstständiges Institut für die Musikerziehung zu gründen. In den Anfangsjahren gab es in dem Institut wesentlich weniger Studierende als heute.

„Durch Originalquellen haben wir herausgefunden, dass es damals rund 40 Studenten gab“, sagt Dozentin Christine Klein. Zu DDR-Zeiten habe die Musikerziehung einen festen Stellenwert an der Universität bekommen. Nach der Wende gab es jedoch einen Einbruch. „Etwa ein Drittel des Institutspersonals wurde entlassen“, erklärt Klein. Sie waren zum Teil Funktionäre in der SED und wurden frühzeitig in den Ruhestand geschickt.

Für künstlerische Ausbildung fehlten Personalstellen

Ab 1995 bekam die Lehrerbildung wieder Aufschwung. Professuren wurden zum Beispiel mit der Opernsängerin Marina Sandel oder dem Pianisten Marco Antonio de Almeida prominent besetzt. Neben der Ausbildung von Musiklehrern wurden Diplomstudiengänge für Gesangs- und Klavierpädagogen angeboten. Deren Absolventen konnten sich entscheiden, ob sie an einer Musikschule unterrichten oder auf der Bühne stehen wollten.

Seit Kurzem liegt der Fokus nur noch auf der fünfjährigen Lehrerausbildung für allgemeinbildende Schulen. Für die künstlerische Ausbildung fehlten Personalstellen. Diese erfolgt nun in Musikhochschulen, wie es sie zum Beispiel in Leipzig gibt. „Wir bedauern ein Stück weit diese Entscheidung“, sagt Georg Maas, Professor für Musikpädagogik.

400 Studierende werden derzeit bis zum Referendariat am Institut ausgebildet

Damals habe man den Studierenden ein Gesamtpaket anbieten können. Doch auch der neue Schwerpunkt komme gut an. „Das Lehramt für das Fach Musik ist aktuell sehr gefragt“, sagt Maas. Rund 400 Studierende werden derzeit bis zum Referendariat am Institut ausgebildet.

Einer davon ist Karl Just, der Violine und Klavier spielt. „Mir gefällt, dass die Atmosphäre am Institut so familiär ist. Es gibt einen guten Austausch zwischen Studierenden und Dozenten“, sagt Just. Zugleich fehle es an neuen Lehrkräften. Dadurch könnten die Studierenden weniger Praxiserfahrung sammeln. „Frischer Wind würde in der Lehrerausbildung gut tun.“ (mz)