Adventskalender Halle Tür Nr. 15 Adventskalender Halle Tür Nr. 15 : Weihnachten in Japan

Halle (Saale) - Irgendwoher kennt man sein Gesicht, seinen Namen, seine Stimme. Im „Budokan-Trainingszentrum“, einer Kampfsportschule in der halleschen Südstadt steht ein junger Mann und trainiert Schläge und Tritte mit seinem Lehrer. Der junge Mann, der Lars Pflieger heißt, trägt einen braunen, sein Lehrer einen abgewetzten schwarzen Gürtel. Der Schwarzgurt ist Jan Stolz, Besitzer der Kampfsportschule und meisterhafter Karateka. Jeder Schlag von ihm sitzt, ohne dass er seinen Trainingspartner - den jungen Mann, den man irgendwo schon einmal gesehen hat, dabei verletzen würde.
Doch um Karate soll es hier ja gar nicht gehen. Entscheidend ist die zum Datum passende Hausnummer, die draußen an der Kampfsportschule am Florentiner Bogen steht: 15. Hier öffnet sich also heute das fünfzehnte Türchen. Aber Karate und Weihnachten? Japanische Kampfkunst und heilige Nacht - passt das überhaupt zusammen? Feiern die Japaner eigentlich Weihnachten?
Romantische Zeit
Jan Stolz war zur Weihnachtszeit noch nie im Land der aufgehenden Sonne, aber natürlich hat er auf seinen vielen Reisen auch eine Menge über die Kultur gelernt. „Weihnachten gilt bei den Japanern als eine sehr romantische Zeit“, sagt er. Man trifft sich mit Freunden oder seinem (Wunsch)-Partner und unternimmt Spaziergänge entlang der weihnachtlich geschmückten Straßen und Häuser. Die gebe es dort nämlich durchaus.
„Weihnachtsfeiern und der religiöse Aspekt sind aber weniger bekannt“, erzählt Jan Stolz. In Japan lebten vor allem Shintoisten und kaum Christen, deshalb sei der 24. Dezember auch kein Feiertag und die Menschen gingen normal arbeiten. Dagegen wird einen Tag vorher, am 23. Dezember ausgiebig gefeiert. Nicht aus religiösen Gründen, sondern weil der Tenno, der Kaiser, Geburtstag hat.
Trainieren für den Schwarzgurt
Doch die Kultur ist nicht der Hauptgrund, warum Jan Stolz regelmäßig, manchmal zwei Mal im Jahr die weite Reise nach Japan auf sich nimmt. Er trainiert dort mit seinem Lehrer, den er schon seit vielen Jahren kennt, um dort an seiner Technik zu arbeiten. „Ich mache mittlerweile keine Wettkämpfe mehr“, sagt er. Aber jeden Tag trainieren, das müsse noch drin sein. „Zwei oder drei Stunden findet man immer, auch an Weihnachten“, antwortet er auf die Frage ob nicht einmal Gänsebraten und Plätzchen ihn für ein paar Tage davon abhalten können.
Der junge Mann mit dem braunen Gürtel, der gerade für seinen ersten Schwarzgurt trainiert, hat also noch viel Arbeit vor sich. Lars Pflieger heißt er. Pflieger, Pflieger... Man könne ihn ja mal googeln, schmunzelt er. Und da wird klar, wer da an diesem Tag in Hausnummer 15 trainiert: Lars Pflieger wurde zusammen mit seiner Schwester, die auch Karateka ist, im Hochwassersommer 2013 in Halle berühmt. Die beiden erstellten eine interaktive Hochwasserkarte und tauchten danach in einem Werbefilm des Internet-Konzerns auf. Halle ist eben klein - nicht so wie Japan. (mz)