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Absage der Händel-Festspiele Absage der Händel-Festspiele: Behält Halle sein Festival?

Von Detlef Färber 05.06.2013, 19:28
Mit Transparenten wird für die Händel-Festspiele in Halle (Saale) geworben.
Mit Transparenten wird für die Händel-Festspiele in Halle (Saale) geworben. dpa-Zentralbild

Halle/MZ. - Der Schock sitzt tief bei allen Beteiligten. Und so lief erst am Mittwoch, am Tag nach der Absage der Händelfestspiele, die Diskussion darüber richtig an, ob diese Entscheidung richtig war oder falsch. Oder sogar schädlich. Unter den Hallensern scheint das Verständnis für die Absage bei weitem zu überwiegen. In einer Online-Umfrage der MZ waren 71 Prozent dafür, und in einem Facebook-Votum sogar 96 Prozent. Insgesamt hatten 698 Leser ihre Stimme abgegeben.

Dass die Künstler, die das Festival vorbereitet hatten, die Sache anders sehen, überrascht nicht. Am Mittwoch veröffentlichte die Sängerin Melanie Hirsch einen offenen Brief an Ministerpräsident Rainer Haseloff und Oberbürgermeister Bernd Wiegand, die die Festival-Absage verfügt hatten. Diesen Brief unterschrieben in kürzester Zeit fast 150 Musiker und Mitarbeiter der Oper und der Staatskapelle?- darunter etliche prominente Gesangssolisten und auch Chor-Direktor Jens Petereit. In dem Brief heißt es eingangs, dass zurzeit nicht nur der Stadt und den betroffenen Bürgern, sondern im übertragenen Sinne auch der Kultur Halles das Wasser bis zum Halse stehe. Bereits am Dienstag kursierte in Musikerkreisen von Oper und Staatskapelle via Facebook der Aufruf zu einem Trauerzug, bei dem gegen eine „Instrumentalisierung des Hochwassers“ und „gegen sinnlose Einsparungen bei Kultur und Bildung“ demonstriert werden sollte.

Zu dieser Stimmung und all den Befürchtungen passte eine Erklärung, die Festival-Intendant Clemens Birnbaum am Mttwoch in Umlauf brachte: Seit der Verkündung, dass das Festival nicht stattfindet, werde im Händelhaus an zwei Fronten gearbeitet, schreibt dessen Chef. Ein Teil der Mitarbeiter würde in der Stadt beim Befüllen der Säcke oder direkt an den Dämmen mithelfen, während andere die Absage und deren Folgen mit den mehr als tausend Mitwirkenden und mit mehreren Zehntausend erwarteten Festivalgästen zu bewältigen hätten. Die Telefone klingelten ununterbrochen, es kämen Anfragen aus aller Welt, so schilderte Birnbaum zunächst die Situation.

Was dann folgte, war ein alarmierender Appell, in dem der Chef der Händelhausstiftung sogar Zweifel äußert, ob es die Händelfestspiele in Halle künftig noch geben wird. Auf Nachfrage hieß es aus dem Händelhaus, dass die Absage einen Schaden von bis zu einer Million Euro für die Veranstalter bedeuten könnte, falls der Preis für alle nun verfallenden Karten erstattet werden müsste.

600 000 Euro waren im Kartenvorverkauf bereits erlöst worden, bei einem Absatz von etwa 80 Prozent der angebotenen Karten. Den nun drohende faktische Totalverlust bei den Karten-Verkäufen hält Birnbaum offenbar für existenzgefährdend für die Zukunft der Festspiele, weshalb er auch einen Spendenaufruf gestartet hat und um einen Verzicht auf die Ticketpreis-Erstattung bittet.

Gesangssolistin Melanie Hirsch.
Gesangssolistin Melanie Hirsch.
Alexander Bley Lizenz
Festival-Intendant Clemens Birnbaum
Festival-Intendant Clemens Birnbaum
DPA Lizenz