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MZ-Serie „Orte der Jugend“ Party im Park – Wie Halles Abiturienten das Ende ihrer Schulzeit feiern

Auf der Ziegelwiese begehen Halles Abiturienten feuchtfröhlich ihren letzten Schultag. Eindrücke vom Ort des Geschehens.

Von Jakob Milzner Aktualisiert: 22.04.2023, 12:25
Dröhnende Hip-Hop-Beats vor tanzender Meute: Halles Abiturienten feierten am Freitag ihren letzten Schultag.
Dröhnende Hip-Hop-Beats vor tanzender Meute: Halles Abiturienten feierten am Freitag ihren letzten Schultag. (Foto: Milzner)

Halle (Saale)/MZ - Gegen sieben Uhr abends herrscht vor dem Konsum an der Burgstraße Hochbetrieb. Mehrere Gruppen von Jugendlichen stehen vor dem Eingang, einige halten Plastiktüten mit alkoholischen Getränken in den Händen, aus tragbaren Boxen scheppert elektronische Musik. Auf den rund hundert Metern zwischen dem kleinen Supermarkt und der Ziegelwiese schiebt sich derweil ein nicht enden wollender Strom junger Leute hin und her. Nachschub holen. Denn in der Parkanlage feiern viele von ihnen einen der wohl wichtigsten Schultage ihres Lebens: den letzten.

Je näher man der Bühne am nördlichen Ende des Teiches kommt, desto lauter wird es und desto dichter werden das Gedränge und der Biergeruch. In der untergehenden Sonne tanzen zwei junge Männer mit Sonnenbrillen breitbeinig vor einer ausgelassen feiernden Menge und rappen deutsche Texte über dröhnende Hip-Hop-Beats.

Für viele der Abiturienten ist es das vorerst letzte Mal, dass sie zusammenkommen

„Sehr ereignisreich“ sei der Tag verlaufen, sagt Francisco, der mit seinen Leuten ein Stück abseits steht. Sie besuchten die Kooperative Gesamtschule „Wilhelm von Humboldt“, erzählen die 18-Jährigen, und ja, sie dächten schon auch viel an die in ungefähr einer Woche bevorstehenden Abitur-Prüfungen. Doch heute wollten sie vor allem eines: „Spaß haben mit Freunden.“ Denn die Stunden, die vor ihnen liegen, seien für viele von ihnen ein Abschluss: „Das letzte Mal, dass wir so zusammenkommen“, sagt Francisco.

„Ich find’s cool“, sagt Bryan vom Hans-Dietrich-Genscher-Gymnasium, „viele Leute, die das Gleiche feiern.“ Auch er ist 18 Jahre alt, auch er ist Abiturient. Er freue sich auf den weiteren Abend, sagt Bryan, wo es später hingehe, sei noch offen. „Bei vielen ist der Pegel schon ein bisschen zu hoch“, sagt er grinsend.

Schon tagsüber fanden sich bei strahlendem Frühlingswetter erste Gruppen auf der Ziegelweise ein.
Schon tagsüber fanden sich bei strahlendem Frühlingswetter erste Gruppen auf der Ziegelweise ein.
Foto: Schellhorn

Francisco und Bryan mögen verschiedene Schulen besuchen und sich einander nicht kennen, doch hier auf der Ziegelwiese sind sie zwei von Halles Abiturienten, die dieser Tage ihre letzten Schulprüfungen absolvieren und im Moment vor allem eins im Kopf haben: Feiern bis tief in die Nacht.

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Abitur Halle: Letzter Schultag wird von vielen Jugendlichen gefeiert

Gleichwohl sind sich die beiden Schüler auch der Konflikte bewusst, die sich durch feiernde Jugendliche an manchen Orten in der Stadt ergeben. Auch, wenn auf der Ziegelwiese bislang alles ruhig geblieben ist – sofern eine Party von mehreren hundert Jugendlichen halt „ruhig“ bleiben kann. Immerhin: Bei rund 1.000 Feiernden sei der Abend bislang „nahezu störungsfrei“ verlaufen, heißt es um 22:20 Uhr aus der Polizeiinspektion Halle.

Es fehlen Clubs, in denen man sich sicher fühlt.

Francisco, Abiturient

„Ich bin da zwiegespalten“, sagt Bryan. „Das ist halt die Jugend. Und draußen Bier zu trinken, finde ich schon ok.“ Zwar könne er es nachvollziehen, wenn sich Anwohner an einigen Orten durch Gruppen von Feiernden gestört fühlten. „Es gibt aber auch spitzige Anwohner“, sagt er.

Ähnlich sieht das Francisco. „Hier hat man viele Ausweichmöglichkeiten, darum ist das kein Problem“, sagt er über die Party auf der Ziegelwiese. Andernorts könne er aber auch genervte Anwohner verstehen: „Na klar, es ist ja auch ein Störfaktor.“ Doch für junge Menschen gebe es in Halle nicht ausreichend Plätze, an denen sie ungestört feiern könnten, findet der Abiturient. „Es fehlen Clubs, in denen man sich sicher fühlt“, sagt er.

Für den Moment ist das aber eher nachrangig. „Betrunken werden, den Abend genießen“, fasst Francisco den Plan für die Nacht zusammen. Dann wendet er sich wieder seinen Freunden zu.