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16-Jährige erforscht Gesundbrunnen

Von WENDELIN SANDKÜHLER 10.03.2010, 17:14

HALLE/MZ. - Sophia ärgert sich, dass so wenige über die Geschichte ihres Viertels Bescheid wissen, für die sie sich sehr interessiert. Insbesondere für ein kleines Brunnenhaus, das sie "von Anfang an fasziniert" hat. Befeuert wurde ihre Neugier durch einen Lehrer am Südstadt-Gymnasium, der mit den Schülern die Geschichte des Stadtteils Gesundbrunnen untersuchte. Bald soll auch eine Broschüre erscheinen.

Sophia fand schnell heraus, dass der unscheinbare Brunnen Namensgeber für den ganzen Stadtteil und auch für Kirchengemeinde, Wohnungsverein und vieles andere ist. "Die meisten denken fälschlicherweise, der Name stamme vom Gesundbrunnenbad", hat sie bei einer Umfrage herausgefunden.

Sophia wollte mehr erfahren: Im Frühjahr 2009 beschloss sie, den Gesundbrunnen genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Umfrage war dabei nur ein Teil ihrer Arbeit, mit der sie soeben beim "Jugend forscht"-Regionalwettbewerb einen ersten Platz erreichte. Sie untersuchte auch das Quellwasser, bei dem es sich "höchstwahrscheinlich um Tiefenwasser mit hohem Gehalt an Mineralien, Kohlensäure und Eisen" handelt. Vor allem aber verbrachte die 16-Jährige viele Stunden im Stadtarchiv und erforschte die Geschichte der Quelle, die bereits 1310 das erste Mal urkundlich erwähnt wird. Ihr Fazit: "Dieser Ort muss nicht nur wegen seiner Ausstrahlung erhalten werden, sondern auch wegen seiner Geschichte."

Dieser Ansicht ist auch Klaus-Helmut Rintz. Er war am 22. September 2008 Gründungsmitglied des Bürgervereins "Brunnenhaus Gesundbrunnen Halle", der bis heute Spenden im Wert von rund 25 000 Euro für eine denkmalgerechte Sanierung einwerben konnte. Die Quelle sei bereits fertig, erzählt Rintz, das Wasser fließe dort "wie aus der Leitung, mit sechs Litern pro Minute". Auch am Haus selbst habe sich schon viel getan. Bis zum Tag des offenen Denkmals am 12. September soll es ganz fertig sein.

"Für dieses ehrgeiziges Ziel brauchen wir aber noch rund 40 000 Euro", sagt Rintz. Der 70-Jährige ist optimistisch - auch dank einer Werbeoffensive, die derzeit vorbereitet wird. Hier kommt besagte Broschüre ins Spiel, die Sophia gemeinsam mit den Hobby-Historikern Christian Niestroj, Holger Kühnau und Gerhard Krabbes erarbeitet. Mit der sollen letzte Sponsoren überzeugt werden. Außerdem sind Besuche in umliegenden Schulen und Seniorenheimen geplant. Auch mit dem benachbarten HFC habe man schon zusammengesessen, erzählt Rintz. "An der Quelle sollen sich die Fußballer mental aufs Spiel vorbereiten können." Hinter seinen scherzhaften Worten steckt jedoch ein ernst gemeinter Plan. Das Areal rund um das Brunnenhaus soll zum Park werden - "mit Wasser-Tretanlage, Sinnesgarten und Trinkanlage".

Eine solche Verwendung sei bereits im Bebauungsplan eingetragen, sagt Rintz. Bei der Finanzierung der Parkanlage sehe er dann aber die Stadt am Zug.