Wohnen in Gräfenhainichen Wohnen in Gräfenhainichen: Mieter sollen mitbestimmen

Gräfenhainichen - Mit einem Fragebogen ist die Wohnungsgenossenschaft Gräfenhainichen (WGG) auf Stimmungsfang gegangen. Zum Jahresbeginn flatterte den derzeit 842 Mitgliedern eine sogenannte Zufriedenheitsumfrage ins Haus, mit der nicht nur die eigene Wohnung, sondern das gesamte Wohnumfeld in der WGG unter die Lupe genommen wurde.
„Wir wollten wissen, wie nah wir noch an unseren Mitgliedern und Mietern dran sind. Wie deren Stimmung und Wünsche sind und welche Anliegen und Probleme es gibt, wo wir als Vermieter Abhilfe eventuell schaffen können“, erklärt Vorstandsmitglied Nicole Tausch, was es mit der Aktion, die übrigens immer noch läuft, auf sich hat.
Überwältigende Resonanz
Die Resonanz war überwältigend. „Wir waren selbst überrascht. Aber 70 Prozent aller Mieter haben sich bisher an der Umfrage beteiligt und schon viele konstruktive Vorschläge gemacht“, sagt Nicole Tausch. „Von kleineren Instandhaltungsarbeiten bis hin zu fehlendem Licht in bestimmten Bereichen gab es Wünsche von Mietern, die ja vor Ort einen viel besseren Blick für Details und Mängel haben“, so das Vorstandsmitglied.
„Ein Schwerpunkt bei den Wünschen unserer Mieter war die Aufstellung von Bänken und Mobilitätsboxen für die Unterstellung von Fahrrädern, Kinderwagen oder Rollatoren“, sagt Gabriele Hartmann von der WGG. Mit zunehmendem Alter werde es immer schwieriger, Fahrräder und Rollatoren durch das Treppenhaus in den Keller oder gar in die Wohnung zu bugsieren.
Noch problematischer sei es in den Blöcken an der Schwimmhalle, die nur über einen Treppenaufgang erreichbar sind, erklärt die Mitarbeiterin. 26 solcher Mobilitätsboxen, die auf Wunsch der Mieter gekauft, aufgestellt und an sie vermietet werden, wurden bereits aufgestellt.
„Und es gibt seither nur positive Resonanzen und immer wieder neue Anfragen von Mietern“, erzählt Vorstand Reinhard Kabisch, dass - wenn weiterer Bedarf besteht - im Frühjahr 2018 noch mehr Boxen angeschafft werden sollen.
Auch dem Wunsch nach Bänken vor den Hauseingängen ist die WGG in der Gartenstraße 36 bis 43 nachgekommen. „Und das wird von den Mietern gern und oft genutzt“, weiß der WGG-Vorstand. „Früher, als die 1957 als Arbeiter-Wohnungsgenossenschaft Bergbau gegründete Genossenschaft die Häuser gebaut hat, gehörten die Bänke vor jedem Hauseingang noch zum Standard“, erinnert Kabisch an die Ursprünge.
Rechtsform mit Leben füllen
Zu denen gehört auch das Mitspracherecht der Mieter, die durch ihre eingezahlten Genossenschaftsanteile gewissermaßen auch Miteigentümer der WGG sind, spricht Nicole Tausch davon, die Rechtsform als Genossenschaft wieder mit mehr Leben füllen zu wollen, damit sich die Mieter auch als Mitglieder wahrgenommen fühlen.
Die Umfrage habe auch die tendenzielle Zufriedenheit der WGG-Mieter bestätigt. Davon zeuge nicht nur der geringe Wohnungsleerstand von maximal sechs bis sieben Prozent, sondern auch die Tatsache, dass ein Großteil der Mieter der Genossenschaft schon seit vielen Jahrzehnten die Treue hält. „Für etliche sind wir hier immer noch die AWG, obwohl die Umfirmierung zur Wohnungsgenossenschaft Gräfenhainichen nunmehr fast auf den Tag genau vor 26 Jahren stattfand“, so Kabisch.
Umfangreiche Sanierungen
„Seit 2015 haben wir etwa drei Millionen Euro in unsere Gebäude und das Wohnumfeld investiert“, informiert Nicole Tausch. Allein für den Anbau von neuen Balkons für die Zwei-Raumwohnungen in der Bahnhofstraße sind eine halbe Million Euro geflossen. Auch drei Wohnblöcke in der Glück-Auf-Straße, in der die WGG der einzige Vermieter ist, wurden vom Dach bis zum Keller umfangreich saniert.
„Von der farbenfreudigen Fassade mit Wärmedämmung über neue Balkons bis hin zum Einbau altengerechter, großer Duschen, hat sich für die Bewohner hier einiges verbessert“, freut sich der WGG-Vorstand auch hier über eine positive Resonanz. (mz)