Iron Drift King in Ferropolis Iron Drift King in Ferropolis: Jede Menge qualmende Reifen in der "Stadt aus Eisen" in Gräfenhainichen

Gräfenhainichen - Der Motor des Nissan klingt, als würde jemand eine Kettensäge immer wieder aufheulen lassen - nur viel lauter. Schwarz lackiert und mit allerlei Werbung verziert steht der Wagen von Tessa Whittock auf dem Asphalt in Ferropolis - der „Stadt aus Eisen“ nahe Gräfenhainichen (Kreis Wittenberg). Hinter dem Boliden der Britin aus Wigan ragt ein riesiger Schaufelradbagger in die Luft.
Dann beginnt der heiße Tanz. Whittock lässt ihren Rennschlitten, der fast 600 PS unter der Haube hat, über die Fahrbahn schliddern. Die Reifen reiben am Asphalt, bis das Auto in einen dicken weißen Nebel gehüllt ist. „Driften“ heißt diese Spielart des Motorsports. Und eines der größten Drift-Events in Europa findet an diesem Wochenende in Ferropolis statt. Auch die 29-jährige Tessa Whittock wird mit ihrem Wagen dabei sein.
Extremer Lenkwinkel
Beim „Iron Drift King“, das zum zweiten Mal in Ferropolis ausgetragen wird, gehen 100 Fahrer an den Start. „Wir erwarten bis zu 5.000 Besucher“, sagt Marcel Uhlig. Er ist selbst Drift-Sportler, in Ferropolis hat er jedoch die sportliche Leitung inne. Genau der Richtige also, um die außergewöhnliche Sportart zu erklären.
Driften bedeute, sagt Uhlig, übersteuert zu fahren. Was man normalerweise mit seinem Auto tunlichst vermeiden will, nämlich dass das Heck ausbricht, ist beim Sport der rauchenden Reifen höchst erwünscht. „Damit die Fahrzeuge das schaffen, haben sie einen Lenkwinkel von 70 Grad“, erklärt Drift-Experte Uhlig. Sie können die Räder also sehr stark einschlagen. Bei normalen Autos liege der Winkel bei gerade einmal um die 25 Grad.
Allerdings ist es mit dem bloßen über den Asphalt schliddern längst nicht getan. Die Läufe über die in Ferropolis 600 Meter lange Strecke werden nach vier Kategorien bewertet. Am wichtigsten dabei ist die „Linie“, die von drei Punktrichtern bewertet wird. „Es geht darum, wie flüssig der Fahrer die Kurven des Parcours gefahren ist“, sagt Uhlig. Besonders gern gesehen, sei dabei, nah an die Streckenbegrenzung zu kommen. „Wenn das Hinterteil des Autos an den Betonpfeilern kratzt, dann ist es genau richtig“, sagt Uhlig.
Drift-Europameisterschaft in Ferropolis
Schürfwunden im Lack sind also keine Seltenheit beim Driften. Neben der Linie werden noch Geschwindigkeit (wie schnell die Strecke absolviert wird), Winkel (wie quer das Auto zur Straße steht) sowie Stil (wie aggressiv und mutig der Parcours angegangen wird) begutachtet. Nach einer Qualifikation treten die Fahrer in K.-o.-Runden gegeneinander an. Wer am Ende übrig bleibt, ist der Sieger.
Am Freitag geht es um den Titel „Iron Drift King 2019“
Davon werden am Wochenende gleich zwei gekürt. Nach der Premiere im vorigen Jahr wollte der Veranstalter der Drift-Europameisterschaft - ja so etwas gibt es - einen eigenen Lauf in Ferropolis. Der findet am Samstag statt. Am Freitag schon wird um den Titel „Iron Drift King 2019“ gefahren. Der Sieger bekommt 10.000 Euro und ein Jahressponsoring für Reifen.
Wie wertvoll besonders der Gummi-Nachschub ist, kann Tessa Whittock bestätigen. „Pro Event verbrauche ich bestimmt 20 Reifen“, sagt die blonde Britin, die mit 14 Jahren ihre Liebe zu dem Motorsport entdeckt habe. Damals erlebte sie das Driften bei einer Autoshow und war infiziert. „Da es niemanden in meiner Umgebung gab, der Driften konnte, habe ich mir alles selbst beigebracht.“ Mit Internetvideos lernte sie das Hochgeschwindigkeits-Kurvenfahren. Heute hat sie eine eigene Akademie, in der sie Interessierten das Driften beibringt.
Großartige Atmosphäre: Ganz nah dran
Auf das Rennen in Ferropolis freut sich Whittock bereits. „Die Atmosphäre hier ist großartig“, sagt sie. Worte, die der sportliche Leiter Marcel Uhlig gerne hört. „Das Außergewöhnliche hier ist, dass die Fans so extrem nah an der Strecke stehen.“ Die Autos würden nur einen Meter entfernt an ihnen vorbeischrammen. „Da spürt man den Sport wie sonst nirgendwo“, sagt Uhlig.
Mehr Informationen unter: www.irondriftking.de (mz)
