Fremdsprachenabend in Gräfenhainichen Fremdsprachenabend in Gräfenhainichen: Mit Klugheit und Klischees

Gräfenhainichen - Sprachen helfen, die Welt zu erobern. Sie machen glücklich. Vorausgesetzt, sie werden gesprochen. „Wir wollen zeigen, was wir können, welche Möglichkeiten in den Schülern stecken“, sagt Katja Appenrodt. Sie ist Leiterin der Fachschaft Englisch am Paul-Gerhardt-Gymnasium in Gräfenhainichen und eine derjenigen, die die Fäden in der Hand halten beim Fremdsprachenabend.
Der hat Tradition in der Heide und ist längst Publikumsmagnet geworden. Denn beim bloßen Vortragen von Vokabeln bleibt es eben nicht. Die Schüler aus Gräfenhainichen laden ein zum Blick über den Tellerrand, spielen mit Klischees und demonstrieren am Ende, dass hinter jeder Sprache große Kultur steckt.
Latein gefällig? Kein Problem. Lisa-Marie Ziesche stößt die Tür weit auf. Die Zeit wird zurückgedreht. Salve. Die Begrüßung ist herzlich, die Bewirtung freundlich. Langes Kleid, Sandalen. Auf dem Teller Datteln und süßer Wein. Klischees werden nicht ausgespart. Übrigens nicht nur bei den Lateinern. Auch die Franzosen preschen vor.
Kleine Filme haben die Französischschüler gedreht. Sie lassen den typischen Franzosen mit Baskenmütze und Baguette in der Hand auftauchen. Szenenapplaus und auch ein Seitenhieb auf die Deutschen. Ordnung obsiegt im Supermarkt. Blond, blauäugig, Hund und Auto. Am Bild wird immer weiter gemalt. Dass die Wahrheit am Ende irgendwo dazwischenliegt, weiß jeder.
„Aber wussten Sie, dass viele Dinge, die uns heute umgeben ihre Wurzeln in der französischsprachigen Welt haben?“ Nina Schräpler und Joana Felbel spannen den Bogen weit. Erzählen vom Kino und sparen auch die Pommes frites nicht aus.
Appetit auf mehr? Im Chor geht es weiter. Warum nicht einfach mal das Alphabet singen und dabei jeden einzelnen Buchstaben im Takt der Musik in die Höhe halten. Alles ist anders an diesem Abend. „Aber das ist alles Unterrichtsstoff. Das haben die Schüler alles in den letzten Wochen erarbeitet“, betont Katja Appenrodt. Der Mix soll es richten. Auf Russisch geht es zur Sache. Mit der Eisenbahn rollen die Schüler durchs Land.
Sie singen von Anglern und erzählen, was bei der Planung einer Urlaubsreise alles passieren kann. Ein Glück, dass der Reisebürochef immer eine Idee auf Lager hat. Spanien? Bitteschön. Der Chor singt spanisch. England? Auch das ist möglich. Frankreich? Geht ebenso. Am Ende siegt die Heimat. Russland, Omsk, Angelurlaub. Das Leben ist schön. Da darf die Hymne nicht fehlen.
Das Loblied auf das Vaterland wird zum Sahnehäubchen des Auftritts der Russisch-Fraktion. Erst ist es nur eine Handvoll Schüler um Frederic Horn, die singen. Mit jeder Strophe kommen weitere Gymnasiasten dazu. Am Ende ist die Bühne rappelvoll. Das reißt nicht nur Russischlehrer Holger Ernst vom Sitz. Er ist jedoch einer derjenigen, die besonderes laut applaudieren.
Fremdsprache mal anders, abendfüllend. Die Idee kommt an in der Heide. „Wir überlegen, ob wir nicht in Zukunft zwei Veranstaltungen anbieten“, geht Appenrodt in die Offensive. Lust auf Sprache scheint in Gräfenhainichen auf jeden Fall da zu sein. (mz)
