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Flohmarkt unter Baggern Flohmarkt unter Baggern: Trödeln auf die extreme Art in Ferropolis

Von Ulf Rostalsky 06.08.2018, 06:46
Stöbern macht Spaß - bei den  Temperaturen am Samstag allerdings weniger.
Stöbern macht Spaß - bei den  Temperaturen am Samstag allerdings weniger. Ulf Rostalsky

Gräfenhainichen - In Sachen Trödeln ist Peter Sprebitz allerhand gewöhnt. Der Torgauer veranstaltet seit Jahren Großflohmärkte. Ferropolis ist eine der wichtigsten Adressen für ihn. Drei, vier Mal im Jahr mietet er sich unter Baggern ein. Alles ist zur schönen Gewohnheit geworden. „Aber ganz ehrlich: Das war diesmal schon Trödeln extrem.“

Der Sachse redet nicht um den heißen Brei herum. Der Flohmarkt in der Stadt aus Eisen kam nicht so schnell wie gewohnt in die Gänge. Die Gluthitze machte allen zu schaffen. Auch und gerade den Händlern, die mit Sack und Pack anreisen, Stände beziehen und dekorieren. „Aber da müssen wir durch. Das ist alles Freiluft. Da kann das passieren.“ Sprebitz will nicht Trübsal blasen. Er bleibt seiner Leidenschaft treu und teilt die offensichtlich noch immer mit vielen.

Trödeln unter Baggern ist ein Erlebnis, das Siegbert Kuhl nicht missen möchte. Der Schkeuditzer ist immer und überall unterwegs. Liebt die Märke in der Alten Messe und auf dem Agra-Gelände in Leipzig, kann den Veranstaltungen auf der Halbinsel Pouch jede Menge abgewinnen. Ferropolis ist für ihn allerdings eine ganz andere Kategorie. „Zwischendurch mal auf die Bagger geklettert und die Aussicht genossen: Das ist mein Tipp für Ferropolis.“

Kuhl denkt beim Trödeln weniger an Schnäppchen. „Dafür müsstest du ganz sicher zu den Ersten auf dem Gelände gehören. Ich lasse mich da nicht treiben.“ Der Sachse schaut lieber etwas länger und hat als Heimwerker seine helle Freude an allerhand Werkzeugen. Sägeblätter für die Kreissäge oder überdimensionale Maulschlüssel fallen sofort ins Auge. Gut möglich, dass sie bald den Besitzer wechseln.

Zu denen, die Premiere unter Baggern feiern, gehört Stefan Marks. Er unterstützt seine Freunde nach Kräften. „Irgendwelche Geschichten müssen schon sein. Dann werden die Stücke interessant.“ Irgendwo hat der Student genau jene Weisheit aufgeschnappt. Ob die Taktik funktioniert, ist eine andere Sache. Sie wird erst am Ende des Tages beim Blick in die Kasse zu überprüfen sein.

Unter Baggern ging auch beim jüngsten Flohmarkt so ziemlich alles über den Ladentisch. Bücher und Schallplatten standen hoch im Kurs. Beliebt waren außerdem Ansichtskarten. „Ich sammle einfach alles“, gesteht Gabriele Lindner. Die Dessauerin kramt mit Ausdauer. Manches verwirft sie, anderes findet sie interessant. Viele historische Aufnahmen sind dabei. Dass Dessau und Anhalt immer eine besondere Rolle spielen, liegt auf der Hand.

Ein paar Schritte weiter wird es fast grotesk. Während die Sonne im Zenit steht und die Temperaturen auf dem Platz Richtung 40 Grad marschieren, rücken Ski und Rodel in den Fokus. Die Wintersportgeräte habe einige Jahre auf dem Buckel. Das merkt auch der Laie schnell. Alles zeigt deutlich Spuren der Vergangenheit. Aber genau das zählt. Neues gibt es woanders. Unter Baggern darf ruhig Patina sichtbar sein.

Ende gut, alles gut? Peter Sprebitz sagt nicht Ja und auch nicht Nein. Gestern rollten mehr Besucher als am Sonnabend an. Bedeckter Himmel und etwas niedrigere Temperaturen dürften ihren Anteil daran gehabt haben.  (mz)