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Wilhelm Busch als Rockpoet

Von DETLEF LIEDMANN 08.12.2008, 17:55

EISLEBEN/MZ. - Was sie da so hingebungsvoll sangen, ist ein Gedicht von Wilhelm Busch. Repke, von seinen Kollegen nur Max gerufen, hat es wie andere Gedichte von Busch oder dessen Bildergeschichten vertont und auf die Bühne gebracht. 2005 gründete er den "Club der toten Dichter", wagte sich zunächst mit einem Programm über Heinrich Heine auf Tournee. Damit machte er vor zwei Jahren in der Lutherstadt Station. Nun also Wilhelm Busch. Am Freitag hatte Repke keinen Geringeren an seiner Seite als Norbert Leisegang, Frontmann und Sänger von "Keimzeit", zudem ein

bekennender Busch-Liebhaber.

Er und Repke teilten sich den Gesangspart, hervorragend unterstützt von Tim Lorenz am Schlagzeug, Helge Marx (E-Gitarre und Kontrabass) sowie Jörg Mischke (Piano und Akkordeon). Und Mischke hat wahrscheinlich den besten Teil des Abends abgeliefert.

Es gibt da Busch' Bildergeschichte "Der Virtuos". Während sie auf einer Leinwand eingeblendet wird, setzt in erster Linie Mischke musikalisch das um, was Kettenraucher Busch einst zu Papier gebracht hat. Gut acht Minuten dauert das Ganze. Der Beifall fällt nicht ganz so lang, aber überaus frenetisch aus.

Mithin, der ganze Abend begeistert. Wobei aber nicht klar ist, wer überwiegt. Busch-Liebhaber oder Keimzeit-Fans. Einige Besucher kamen sicher wegen beidem. Dass Leisegang ein toller Sänger ist, war schon vor diesem Konzert bekannt. Aber wer hätte gedacht, dass sich Wilhelm Busch bei näherem Hinhören als eine Art Rock-Poet entpuppt? Und Repke, einst Bassist von "Rockhaus", hat dem Zeichner, Dichter und ewigen Junggesellen die Musik förmlich auf den Leib, respektive die Texte geschrieben. Angenehmer Nebeneffekt für weniger Belesene: Busch ist mehr als "Max und Moritz", "Fips der Affe" oder "Die fromme Helene". Apropos "Fromme Helene". Die gibt es auch als Kräuterlikör. Repke hat die Kreation bei einem Berliner Spirituosenhersteller angeregt. An der Landesbühne gab es zu jeder verkauften CD eine Kostprobe.

Repke und Leisegang würzen das Programm mit kleinen Anekdoten zu Busch oder zum Projekt selbst. Das macht den Abend neben der Musik noch kurzweiliger. Und Repke weiß sich artig zu bedanken. "Wir kommen gern in solche schönen Theater wie diese hier", sagt er unter lautem Beifall. Und weil es so schön war, kommen er und seine Mitstreiter nicht ohne Zugaben davon. "Sie waren ein wundervolles Publikum", so Repke. Kein Wunder bei fünf wundervollen Musikern.