Warten auf neues Waffenrecht
EISLEBEN/MZ. - Der Schock ist verdaut und in der Szene hat sich Erleichterung breit gemacht. Schließlich hatte der Eisleber Karsten Roy kein Hehl daraus gemacht, dass die Gemeinschaft der Paintball-Spieler gegen ein drohendes Verbot ihrer "Funsportart" juristische Schritte eingeleitet hätte. Doch für Kampfspiele wie Paintball, Gotcha oder Laserdom - bei denen Erwachsene mit Farbkugeln aufeinander schießen - zeichnet sich ab, dass für deren Verbot im Bundestag wohl keine Mehrheit zustande kommen wird.
Doch es ist nicht allein die Gemeinschaft der Farbball-Spieler die nach der Bluttat an dem baden-württembergischen Gymnasium mit Änderungen rechnen muss. Derzeit arbeiten Fachleute der Innenministerien von Bund und Ländern an Vorschlägen zur Verschärfung des Waffenrechtes. So wird eine Amnestie für Besitzer illegaler Waffen diskutiert, wenn diese ihre Waffen freiwillig abgeben.
Im Gespräch ist eine Sicherung von Schusswaffen mit biometrischen Vorrichtungen. Auch die verstärkte Kontrolle des Zugangs zu Sportwaffen ist wieder in den Fokus gerückt. Christiane Beyer, Chefin des Ordnungsamtes der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz, beobachtet die Diskussion zum Waffenrecht aufmerksam.
Schließlich ist es ihre Behörde, die die Gesetze in der Praxis umzusetzen hat. Doch schon heute weiß Beyer, dass das mitunter schwierig wird. Allein bei der Kontrolle sind den Behörden Grenzen gesetzt. Der Schutz der Wohnung ist im Grundrecht verbürgt. Nach dem Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium sind die Bestimmungen schon einmal verschärft worden, sagt Beyer. Und Waffenbesitzer werden regelmäßig vom Ordnungsamt überprüft. Neben Abfragen im Bundeszentralregister und bei der Polizei werden auch die Ordnungsämter in den Verwaltungsgemeinschaften zu Rate gezogen. Aber: "Psychische Auffälligkeiten sind nur schwer festzustellen", sagt Björn Peschek vom Ordnungsamt des Kreises.
Immerhin sind in Mansfeld-Südharz offiziell 2 716 Frauen und Männer Inhaber einer Waffenbesitzkarte. Im Wesentlichen sind das Jäger (1048) und Sportschützen (1592). Offiziell sind fast 10 000 so genannter Kurz- und Langwaffen in den Panzerschränken ihrer Besitzer. Hinzu kommen noch illegale Waffen in Privatbesitz. Bis zu 20 Millionen davon gibt es in Deutschland, schätzen Experten. Während nach Winnenden (Baden-Württemberg) über 370 illegale Waffen bei den Behörden im Rems-Murr-Kreis abgegeben worden waren, wurde in der Region keine einzige abgegeben.
Indes setzt sich auch Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) für eine Verschärfung des Waffenrechts ein. Hövelmann sagte, dass beim Sportschießen zumindest die Altersgrenze für den Gebrauch großkalibriger Waffen erhöht werden müsse. Zudem sei eine Begrenzung der Anzahl von Waffen sinnvoll. Verstöße gegen das Waffenrecht sollten künftig härter bestraft werden. Unstrittig sei, dass ein bundesweites zentrales Waffenregister eingerichtet werden müsse.
Für Roy, der in der Lutherstadt eines der vier Spielfelder für Paintball in Sachsen-Anhalts betreibt, und seine seine Mitstreiter sind die politischen Aktivitäten jetzt scheinbar Geschichte. Er wollte zwar notfalls bis zum Bundesverfassungsbericht klagen, doch das "Forum-pro-Paintball", ein bundesweiter Zusammenschluss von Spielern und Organisatoren hatte bereits eine Petition an den Bundestag verfasst - offenbar mit Erfolg.