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Klimaneutrale Wärmeversorgung Wärmepumpe, Solar, Biomasse - wie wird in Zukunft in Eisleben geheizt?

Für die Lutherstadt Eisleben und ihre Ortsteile wird bis zum Jahresende eine kommunale Wärmeplanung erarbeitet. Welche Erkenntnisse das für Gebäudeeigentümer bringen soll.

Von Jörg Müller 12.03.2025, 18:00
Eine Wärmepumpe ist eine Möglichkeit zum nachhaltigen Heizen.
Eine Wärmepumpe ist eine Möglichkeit zum nachhaltigen Heizen. (Foto: Silas Stein/dpa)

Eisleben/MZ. - Wie können Häuser und Wohnungen in Eisleben in Zukunft klimaneutral, nachhaltig und zugleich kostengünstig beheizt werden? Erkenntnisse dazu soll die kommunale Wärmeplanung liefern, die bis Ende dieses Jahres für die Stadt und ihre Ortsteile erarbeitet wird.

Im Zuge der Wärmewende hat sich Deutschland das Ziel gesetzt, bis 2045 Gebäude ohne fossile Energieträger wie Öl und Gas zu beheizen. Stattdessen sollen erneuerbare Energien genutzt werden. Eine große Rolle spielen dabei Nah- und Fernwärmenetze. Was in einzelnen Wohngebieten möglich, sinnvoll und wirtschaftlich ist, wird bei der Wärmeplanung untersucht. Alle Städte und Gemeinden in Deutschland müssen in den nächsten Jahren solche Wärmepläne aufstellen.

Wärmeplanung soll Orientierungshilfe sein

In der Lutherstadt Eisleben ist die beauftragte Firma Energielenker Projects GmbH seit Ende vergangenen Jahres dabei, zunächst den Bestand zu erfassen. Wie Projektleiter Tobias Baus sagte, gehe es um das Alter, den Typ und die Nutzung von Gebäuden sowie Daten zum Energieverbrauch. Auch bestehende Wärmenetze sowie die demografische Entwicklung werden bei der Analyse berücksichtigt.

Die Wärmeplanung werde sich am Ende aber nicht auf einzelne Häuser beziehen, sondern auf die „gesamtstädtische Ebene“, so Baus. Laut Sven Kassik, Fachbereichsleiter Kommunalentwicklung/Bau bei der Stadt, soll der Wärmeplan eine „Handreichung“ und „Orientierungshilfe“ für die Kommune und die Gebäudeeigentümer sein. Es würden keine rechtsverbindlichen Festlegungen getroffen.

Geothermie würde theoretisch meistens ausreichen

Nach der Bestandserfassung wird sich das Büro mit den potenziell zur Verfügung stehenden Energieträgern beschäftigen. Ein erfahrungsgemäß hohes Potenzial habe die Geothermie, so Baus. „Theoretisch würde das meistens ausreichen“, sagte der Ingenieur und Energieberater. „Die Frage ist aber immer, ob die potenziellen Flächen auch tatsächlich genutzt werden können.“ Dabei geht es insbesondere um landwirtschaftliche Flächen.

Weitere Möglichkeiten zur Wärmeversorgung sind etwa Solarthermie, Biomasse, Luft- oder Wasser-Wärmepumpen sowie Industrieabwärme. Neben den Ressourcen an Energieträgern werden auch die voraussichtliche Entwicklung des Wärmebedarfs sowie die Effizienzsteigerung durch Gebäudesanierungen betrachtet.

Wasserstoff für Wohngebäude kein Thema

Zum Thema Wasserstoff sagte Baus, dass dieser aus Kostengründen für die meisten Wohngebäude nicht als Energieträger in Frage kommen werde. Zudem wird in Eisleben keine direkte Anbindung an die geplanten großen Wasserstoffnetze möglich sein.

Am Ende soll die kommunale Wärmeplanung Hinweise für einzelne Wohngebiete und Ortschaften geben, welcher Energieträger sich anbietet und wo Nah- oder Fernwärmenetze genutzt werden könnten. „Die Wärmeplanung ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, sagte Projektleiter Baus. „Wir möchten alle Akteure einbinden.“ Etwa zur Jahresmitte soll es eine Zwischenpräsentation geben. Wenn der Entwurf der Wärmeplanung vorliegt, wird er für einen Monat öffentlich ausgelegt, so dass sich jeder informieren und Stellungnahmen dazu abgeben kann.

Wärmeplanung wird komplett vom Bund gefördert

Die Kosten für die Erarbeitung der Wärmeplanung werden komplett über Fördermittel des Bundes finanziert. Die Lutherstadt hatte 2023 den Antrag gestellt und im vergangenen Jahr die Bewilligung erhalten. Nach einer Ausschreibung wurde der Auftrag durch den Stadtrat an die Energielenker Projects GmbH vergeben. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Münster hat bundesweit zehn Standorte mit mehr als 400 Beschäftigten.