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Vogelgezwitscher mündete vor Finale in eine Meditation

Von HELGA LANGELÜTTICH 19.10.2008, 15:31

HETTSTEDT/MZ. - Dass Musik nicht an Ländergrenzen oder ans Geburtsjahr der Komponisten gebunden ist, um die Zuhörer zu begeistern, bewies der finnische Organist Marko Kananpää am Samstag mit seinem Orgelkonzert in der Hettstedter Gangolfkirche: Auf seiner aktuellen Konzertreise brachte er Werke des holländischen Komponisten Martin Mans (1965 geboren), der Franzosen Michel Corrette (1707 - 1795) und Louis Lefébure-Wély (1819 bis 1869), des Engländers Samuel Wesley (1766 - 1837), des Finnen Jean Sibelius (1865 - 1957) und eigene Kompositionen sowie Werke von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) und Georg Friedrich Händel (1685 - 1757) einem aufmerksamen, musikbegeisterten Publikum zu Gehör.

Spielerisch, leicht und fröhlich begann das Konzert mit der Katarina-Sinfonie von Mans: Nach der Choral-Intrada und der Trompetenmelodie, auch ohne Programminformation als solche zu erkennen, entlockte der begabte Organist der kleinen Rühlmannorgel so zarte, perlende Töne, dass der Zuhörer meinte, Vogelgezwitscher zu hören, das dann in eine nachdenkliche Meditation mündete und sich am Ende zu einem grandiosen Finale steigerte. Der Finne Sibelius schrieb eigentlich kaum Orgelmusik. So spielte der Organist den ursprünglich für Cello komponierten "Valse" nach einer Transkription von Herbert Frick, was dem Zuhörer die Vision fröhlich tanzender Paare verschaffte.

"Grand Jeu mit Donner" lautete der Titel eines Werkes des Franzosen Corrette - und dass man auf der kleinen Orgel den "Großen Donner" produzieren kann, bewies Hakanpää durch sein großes musikalisches Können. Die Ruhe nach dem Gewitter kehrte mit Air & Gavotte von Wesley ein, ehe Lefébres Sinfonie "Sortie" einen musikalischen Weg wies.

Mit Basso Ostinato Opus 7 N. 5 von Georg Friedrich Händel und dem Konzert in C des größten deutschen Tonschöpfers, Johann Sebastian Bach, bewies der junge Organist sein umfassendes Können: Er beherrscht nicht nur die moderne Musik, sondern mit gleicher Bravour die Werke der großen klassischen Komponisten.

Abschluss der beeindruckenden Konzertstunde bildeten kleine Kompositionen des Interpreten: Mit "Sommer in Finnland", dem Sommerchoral "Jo joutui armas aika" (jetzt beginnt die schöne Zeit) brachte er den Zuhörern seine Heimat nahe: "Diese Melodie wird am Schuljahresende gesungen, wenn die Kinder anschließend die schöne Ferienzeit genießen können", sagt Marko Hakanpää. Und diese Sommerzeit setzte er in leicht zu interpretierende Töne um: Da stöhnen die Menschen unter der Sommerhitze, eine Fliege summt, mit einem Sommerlied und Sommerfreuden endet das Werk.

Doch noch nicht das Konzert in der Gangolfkirche: Stehend, spendeten die Anwesenden kaum enden wollenden Beifall und bekamen die so sehr gewünschte Zugabe, eine eigene Komposition Hakanpääs.