Begleitung für Sterbende Verzug beim Bau - Hospiz in Eisleben öffnet erst 2023
Der Neubau in der Halleschen Straße in Eisleben sollte eigentlich bereits fertig sein. Was der Grund für die Verzögerung ist und wie es jetzt weiter geht.

Eisleben - Es hat erheblich länger gedauert als geplant, aber nun ist die erste wichtige Etappe geschafft: Der Rohbau für das neue Annen-Hospiz in der Halleschen Straße in Eisleben steht. „Normalerweise hätten wir ein Richtfest gefeiert“, sagt Johannes Koschig, Geschäftsführer der Anhaltischen Hospiz- und Palliativgesellschaft gGmbH (AHG) Dessau-Roßlau.
Doch nachdem es immer wieder Verzug bei den Arbeiten gab und anvisierte Termine mehrfach verschoben werden mussten, hat es nun statt einer Feier nur die technische Bauabnahme gegeben. Ohnehin wäre in der aktuellen Corona-Situation ein größeres Richtfest kaum in Frage gekommen.
450.000 Euro Mehrkosten
Begonnen hatten die Arbeiten Ende vergangenen Jahres. Der Rohbau hätte eigentlich bereits Ende April fertig sein sollen, so der Geschäftsführer. Als Grund für die Verzögerung nennt er vor allem den Mangel an Baumaterialien - ein Problem, mit dem derzeit alle Bauherren zu kämpfen haben. Beim Hospiz hat unter anderem fehlender Stahl für einen wochenlangen Baustopp gesorgt.
Dazu kamen coronabedingte Ausfälle bei den Mitarbeitern der Baufirma. Die Materialknappheit führt natürlich auch zu steigenden Preisen. Wie Koschig sagt, seien ursprünglich 3,4 Millionen Euro für den Bau veranschlagt worden. Aktuell geht er von rund 450.000 Euro Mehrkosten aus. Die AHG finanziert das Projekt zum größten Teil mit eigenen Mitteln. Einen Zuschuss gibt es von der Lotto-Gesellschaft.
Nach dem Einbau der Fenster und Türen, der für Januar/Februar geplant ist, werden die Innenarbeiten folgen. Auf dem Außengelände werden Parkplätze und Grünanlagen entstehen, auch das Flachdach wird noch begrünt. Koschig hofft, dass es nicht zu weiteren Verzögerungen kommen wird. Ziel sei, den Bau im Spätherbst fertigzustellen, so dass das Hospiz Anfang 2023 starten könne - ein Jahr später als zunächst gedacht.
Schmerzen und Leiden lindern
In einem Hospiz werden unheilbar Kranke in der letzten Lebensphase begleitet. Dabei geht es darum, Schmerzen und andere Leiden zu lindern und Ängste zu nehmen, so dass ein würdevoller Abschied möglich ist. „Nicht dem Leben mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben“ - das sei das Motto der Hospizarbeit, so Koschig. Im Durchschnitt verbringen die Gäste - im Hospiz wird nicht von Patienten gesprochen - hier drei bis vier Wochen. Koschig hat aber auch schon erlebt, dass sich jemand im Hospiz so erholt hat, dass er sogar noch einmal nach Hause konnte.
Das dreietagige Haus in Eisleben wird zwölf Einzelzimmer haben. Vier davon sind für Menschen mit Amyotropher Lateralsklerose (ALS) vorgesehen. Das Hospiz entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft des Heilig-Geist-Stifts, das von der Kanzler von Pfau’schen Stiftung in Bernburg getragen wird. Die Stiftung ist auch eine Gesellschafterin der AHG.
Laut Stiftungsdirektorin Daniela Schieke werden das Heilig-Geist-Stift und das Hospiz in Eisleben eng zusammenarbeiten. „Wir möchten Synergieeffekte nutzen.“ Es wird auch eine räumliche Verbindung zwischen den Geländen der beiden Einrichtungen geben.
Pflegemitarbeiter gesucht
Laut Geschäftsführer Koschig werden in dem Hospiz circa 15 Mitarbeiter im Pflegebereich tätig sein. Erste Bewerbungen gebe es bereits. Gesucht werden Gesundheits- und Krankenpfleger, nach Möglichkeit mit Hospiz- oder Palliativ-Erfahrung.
Bürgermeister Carsten Staub (parteilos) sieht das neue Hospiz als „großen Gewinn für Eisleben“ an. Zumal es eine solche Einrichtung im Landkreis bisher nicht gebe. Der Bedarf sei definitiv vorhanden und werde noch wachsen, so Staub mit Blick auf die älter werdende Bevölkerung. (MZ)