Tils Ritterspiele in der Klosterkirche
Klostermansfeld/MZ. - Fast eine Woche lang wehte ein Hauch von Hollywood durch die Klosterkirche, in der einige Szenen für den Kinostreifen "1 1 / 2 Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde" gedreht wurden. Dass das altehrwürdige Gemäuer, das um 1170 erbaut wurde, jemals als Filmkulisse dienen sollte, das hätte sich Carina Kirchberg vom Gemeindekirchenrat niemals träumen lassen. "Das war schon ein außergewöhnliches Erlebnis", räumt sie unumwunden ein.
Baupfarrer in Aktion
Dabei war der Gemeindekirchenrat fast ein wenig erschrocken gewesen, als Ende Februar plötzlich die Produktionsfirma Barefoot Films anfragte, ab man in der Klosterkirche einen Film drehen könne. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", so Gerhard Kola, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. Immerhin ging es um ein altes Kulturgut, dass zur "Straße der Romanik" in Sachsen-Anhalt gehört und eine überaus wechselvolle Geschichte erlebt hat.
Die Kirche war von Benediktinermönchen errichtet worden, die im 12. Jahrhundert in dem Ort ein Kloster gegründet hatten. In den Bauernkriegen 1524-26 war das Kloster zerstört und auch die Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Das einst profane Bauwerk wurde im Laufe der Zeit mehrfach verändert und erweitert, ehe es von 1960 bis 1970 auch mit Hilfe von staatlichen Mitteln in den ursprünglichen schlichten Stil der romanischen Zeit zurück gebaut wurde. Die Initiative dafür ging damals von Pfarrer Franz Oelze aus, erzählt Frau Kirchberg.
Sein Werk wurde nach der Wende durch "Baupfarrer" Martin Eber fortgesetzt. Unter seiner Ägide erhielten Kirche und Turm ein neues Dach. Der Innenraum blieb schlicht, so wie Kirchen eben im Mittelalter aussahen. Das gab letztlich den Ausschlag bei den Filmleuten für die Klostermansfelder Kirche, denn sie brauchten möglichst
authentische Schauplätze für einen Streifen, der im Mittelalter spielt. Die Außenaufnahmen wurden auf der Burg Querfurt, auf dem Regenstein im Harz und an der Teufelsmauer bei Weddersleben gedreht. "Wir haben in der Region wirklich tolle Locations gefunden", lobte denn auch Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller Til Schweiger, der mit seinem neuen Ritterfilm an den Riesenerfolg von "Keinohrhasen" anknüpfen will.
Diesen Film kennen Carina Kirchberg und Gerhard Kola zwar nicht, doch nach Abwägung des Für und Wider hatte der Gemeindekirchenrat der Produktionsfirma zugesagt, nicht aber, ohne sich vorher die Zustimmung vom zuständigen Kirchenamt in Magdeburg und des Denkmalschutzes einzuholen. Es wurde ein Vertrag ausgehandelt, der auch finanzielle Zuwendungen für die Kirchengemeinde vorsieht, die für weitere Sanierungsarbeiten jeden Euro gebrauchen kann. "Und wir wollten natürlich wissen, welcher Film überhaupt gedreht werden sollte", so Frau Kirchberg.
Sie legten konkrete Bedingungen fest, unter denen die Filmcrew in der Kirche drehen durfte. So war es nicht erlaubt, irgend einen Nagel in die Wände zu schlagen oder Requisiten einzusetzen, die zu Beschädigungen geführt hätten. Die Truhen-Orgel wurde sogar in einen Container verpackt. Manchmal dauerten die Drehtage bis spät in die Nacht hinein. So als die Prinzessin Herzelinde ihren Brautstrauß in die Menge warf und der immer wieder an der falschen Stelle landete.
Geläut ausgesetzt
Mitglieder des Gemeindekirchenrates wachten mit Argusaugen darüber, dass die Zusagen eingehalten wurden. Doch es gab keinen Grund für Klagen. Im Gegenteil. "Die Zusammenarbeit lief reibungslos ab", so Gerhard Kolb. Die Kirchengemeinde hatte für die Drehzeit sogar das Geläut der Kirchturmuhr ausgeschaltet und auch einen Gottesdienst nach Siersleben verlegt. "Nun sind wir alle gespannt, wie unsere Kirche in dem Film wirkt", sagte Carina Kirchberg, die fasziniert davon war, welche Technik beim Drehen zum Einsatz kam. Und sie hofft, dass dieser oder jener animiert wird, in die Kirche zu gehen, um Stille zu suchen oder auch das Gespräch. "Wir sind und bleiben offen für alle", erklärte sie.